Mit 43 Punkten und Tabellenplatz acht steht der 1. FC Köln nach 29 Spieltagen hervorragend da. Der FC hat sogar noch reelle Chancen, in der kommenden Saison international vertreten zu sein. Der sechste Platz, auf dem aktuell die TSG Hoffenheim steht und der zur Teilnahme am europäischen Geschäft berechtigt, ist nur einen Punkt entfernt. Am Samstag (18.30 Uhr/Sky) steht für die Kölner das Rhein-Derby bei Borussia Mönchengladbach auf dem Programm. Innenverteidiger Luca Kilian spricht vor der Partie über seine Zukunft in der Domstadt und die Gladbacher Stürmer Alassane Pléa, Breel Embolo und Marcus Thuram.
SPORTBUZZER: Herr Kilian, wird man Sie später einmal als den ersten Corona-Fall der Bundesliga in Erinnerung behalten oder als den Spieler, der mit seinem Treffer gegen Mainz das Tor nach Europa weit aufgestoßen hat?
Luca Kilian: Würde man sich später nur wegen meiner Corona-Erkrankung an mich und meine Zeit als Fußballer erinnern, wäre das ziemlich traurig. Schon deshalb hoffe ich doch sehr, dass ich mit dem Tor gegen Mainz im Gedächtnis bleiben kann.
Häufig bejubeln Spieler ein Tor gegen den Ex-Verein aus vielleicht falsch verstandener Pietät nicht. Sie hatten damit keine Probleme.
Absolut nicht. Ich habe mich mega gefreut, weil es ein entscheidendes Tor für den FC war. Dass es zudem mein erstes Bundesliga-Tor überhaupt war und mir auch noch vor unserer Kurve gelungen ist, hat die Sache rundgemacht. Da habe ich meinen Emotionen freien Lauf gelassen. Gerade von diesen Emotionen lebt der Fußball doch.
Wie schätzen Sie nun die Chancen auf Europa ein?
Wir spielen in den verbleibenden fünf Partien nicht um die goldene Ananas, sondern um etwas zu erreichen für den Verein. Und eins ist klar: Springt dabei am Ende Europa heraus, dann sagt hier bestimmt keiner Nein.
"Die Chancen für meinen Verbleib beim FC sind gar nicht mal so schlecht, denke ich"
Die Europa-Millionen könnten es dem FC auch einfacher machen, Sie fest zu verpflichten?
Mag sein. Ganz unabhängig davon, ob wir in der kommenden Saison international spielen, fühle ich mich wohl in Köln und beim FC. Und deshalb wünsche ich mir sehr, dass es hier für mich weitergeht. Die Chancen für meinen Verbleib beim FC sind gar nicht so schlecht, denke ich.
Was begeistert Sie am FC und an Köln?
Die Herzlichkeit und die Begeisterungsfähigkeit der Menschen sind hier noch ausgeprägter als anderswo. Mein Bruder und ich sind leidenschaftliche Stadiongänger in Dortmund – wir kommen ja aus der Nähe von Dortmund –, und mein Opa hat früher für den BVB gespielt und hat das besondere Verhältnis zwischen den Menschen in Köln und dem FC mal so auf den Punkt gebracht: In Köln ist es völlig egal, ob es ein FC-Fan in der Loge ist oder einer in der Kurve – hier steht jeder auf, sobald der FC auch nur die Mittellinie erreicht. Diese Begeisterung ist einfach unfassbar und macht diesen Verein so besonders.
Trotzdem: War der Wechsel nach Köln eher einer zu Steffen Baumgart als zum FC?
Weil Steffen Baumgart schon in Paderborn mein Trainer war? Klar, das hat auch eine große Rolle gespielt. Und es kann auch sein, dass ohne ihn der Kontakt zum FC gar nicht zustande gekommen wäre. Aber so oder so – ich bin sehr froh, dass ich jetzt hier bin.
Sie haben Ihren Opa, Amand Theis, schon erwähnt. Theis hat rund 300 Bundesliga-Spiele für den 1. FC Nürnberg, Kickers Offenbach, Borussia Dortmund und Fortuna Düsseldorf absolviert und ist heute noch für den BVB tätig. Gibt er Ihnen Tipps?
Klar. Er ist immer Feuer und Flamme, schreibt mir vor jedem Spiel und guckt sich auch jedes Spiel an. Danach wir sprechen dann darüber, was gut war und was vielleicht nicht so gut. Allerdings glaube ich, dass der Opa noch ein bisschen rustikaler war. (lacht)
Theis war gefürchtet als "Westerwälder Eisenfuß", während Sie laut Baumgart einen Holzfuß haben. Verblüffend, dass man es trotz solcher Handicaps bis in die Bundesliga bringen kann.
Das ist schon schon cool, oder?! (lacht) Im Ernst: Als ich mit dem FC in der Hinrunde beim BVB gespielt habe, haben mich die Dortmunder natürlich auf den "Westerwälder Eisenfuß" angesprochen. Und meinen "Holzfuß" habe ich mir mit einem Lupfer verdient, zu dem ich vor Kurzem im Training angesetzt habe.
"Wenn ich es mir aussuchen dürfte, würde ich Embolo nehmen"
Im Rhein-Derby gegen Gladbach dürfte nun besonders viel Arbeit auf Sie zukommen. Spielen Sie lieber gegen geschmeidige Stürmer, wie Alassane Plea, oder gegen einen, der viel Wucht mitbringt, wie Breel Embolo?
Da ist ja auch noch Marcus Thuram, und ich glaube, die drei vorne sind aktuell gut in Form. Aber wenn ich es mir aussuchen dürfte, würde ich Embolo nehmen. Es macht einfach Riesenspaß, sich mit Spielern zu messen, die sich für nichts zu schade sind. Da gibt es dann richtig gute Zweikämpfe.
Was macht ein solches Derby sogar attraktiver als ein Spiel etwa gegen den FC Bayern?
Die Fans. Schon wenn du aus den Katakomben kommst, spürst du dieses ganz besondere Kribbeln. Dem kannst du dich als Spieler gar nicht entziehen, und du verstehst, was den Leuten diese Partie bedeutet. Du darfst die Fans dann einfach nicht enttäuschen und willst dieses Spiel unbedingt gewinnen, damit sie mit einem breiten Lächeln im Gesicht nach Hause gehen und sich ein geiles Wochenende machen können.
Rechnen Sie nach dem deutlichen 1:4 im Hinspiel mit wütenden Borussen?
Wie die Gladbacher ins Spiel gehen werden, kann ich nicht beurteilen. Aber ich weiß, wie das bei uns aussehen wird. Wir werden hoch motiviert sein und wollen das auch auf den Platz bringen. Die Fans sollen von der ersten Minute an sehen, dass wir den Sieg unbedingt wollen.
Allerdings ist es dem FC seit 32 Jahren nicht gelungen, beide Spiele in einer Saison zu gewinnen.
Das ist eine lange Zeit, und umso mehr werden wir am Wochenende alles raushauen, um das zu ändern. Wir wollen den Fans unbedingt das nächste Highlight schenken.
Wie wird das Spiel ausgehen?
Wir gewinnen.
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