17. März 2023 / 21:02 Uhr

Berisha, Wolf, Schade, Nmecha und Vagnoman: Die fünf DFB-Debütanten im Kurzporträt

Berisha, Wolf, Schade, Nmecha und Vagnoman: Die fünf DFB-Debütanten im Kurzporträt

Sönke Gorgos
RedaktionsNetzwerk Deutschland
Bundestrainer Hansi Flick setzt in seinem Kader auf fünf Neulinge.
Bundestrainer Hansi Flick setzt in seinem Kader auf fünf Neulinge. © IMAGO/Avanti/Christian Schroedter/Sebastian Frej/Treese/Nordphoto (Montage)
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Fünf neue Gesichte sollen den Neustart im DFB-Team nach der missglückten WM in Katar einläuten. Bundestrainer Hansi Flick erhofft sich frischen Wind von Mergim Berisha, Marius Wolf, Kevin Schade, Felix Nmecha und Josha Vagnoman. Die Neulinge im Kurzporträt.

Frischer Wind im DFB-Team: Bundestrainer Hansi Flick hat für die ersten Länderspiele nach der WM in Katar gleich fünf Spieler zum ersten Mal in den Kader der Nationalmannschaft berufen. Er wolle bei der Heim-EM 2024 "eine Mannschaft stellen, die stark ist, die Chancen hat. Dafür brauchen wir Alternativen. Und Alternativen müssen wir sehen, müssen wir testen. Deshalb haben jetzt ein paar Neue dazu genommen, die zu unserer Philosophie vom Fußball passen", erklärte der 58-Jährige seine Entscheidung.

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Die Wahl fiel auf Mergim Berisha (FC Augsburg), Marius Wolf (Borussia Dortmund), Kevin Schade (FC Brentford), Felix Nmecha (VfL Wolfsburg) und Josha Vagnoman (VfB Stuttgart). "Wir werden uns anschauen, was sie uns geben können. Wir wollen sie fördern und begleiten auf ihrem Weg und hoffen, dass sich der eine oder andere bei uns festspielt", so Flick. Der SPORTBUZZER, das Sportportal des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND), stellt die fünf Neulinge im Kurzporträt vor und zeigt, was Flick über die DFB-Debütanten gesagt hat.

Umjubelt: Mergim Berisha machte beim FC Augsburg mit acht Toren auf sich aufmerksam.
Umjubelt: Mergim Berisha machte beim FC Augsburg mit acht Toren auf sich aufmerksam. © IMAGO/Michael Weber

Mergim Berisha (FC Augsburg)

Mit der Nominierung des Mittelstürmers war aufgrund seiner starken Form in den vergangenen Monaten bereits gerechnet worden. Der 24 Jahre alte Berisha wurde in Berchtesgarden als Sohn kosovo-albanischer Eltern geboren und durchlief die Jugendabteilung von RB Salzburg. Nach seinem Durchbruch bei den Österreichern wechselte er 2021 für fünf Millionen Euro zu Fenerbahce Istanbul, im vergangenen Sommer unterschrieb er einen Leihvertrag in Augsburg. Der FCA hält eine Kaufoption für den abschlussstarken 1,88-Meter-Stürmer, der in 18 Bundesliga-Spielen starke acht Treffer und vier Vorlagen beisteuern konnte und obendrein ein guter Elfmeter-Schütze ist.

Berisha, der bis 2019 kosovarischer Staatsbürger war, wurde vor zwei Jahren U21-Europameister. "Ihn habe ich gegen Bayern gesehen, da hat er mir enorm gut gefallen", sagte Flick über die zwei Tore des Stürmers bei der 3:5-Niederlage gegen den Rekordmeister. "Wir wollten neben Timo Werner und Niclas Füllkrug vorne noch einen Dritten mit dazunehmen. Mergim kann sich jetzt zeigen. Er freut sich total und wir sind gespannt." Berisha selbst gab sich demütig. Er wisse, dass er "noch nichts erreicht habe", freue sich aber natürlich über die Nominierung. Diese sei "ein Traum, der in Erfüllung geht", wird Berisha vom FCA zitiert.

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Fokussiert: Marius Wolf hat sich beim BVB als Rechtsverteidiger festgespielt.
Fokussiert: Marius Wolf hat sich beim BVB als Rechtsverteidiger festgespielt. © IMAGO/Nordphoto

Marius Wolf (Borussia Dortmund)

Marius Wolf ist mit seinen 27 Jahren der älteste der fünf Debütanten. Der BVB-Profi, der früher eine offensivere Rolle eingenommen hatte, hat sich etwas überraschend auf der rechten Abwehrseite des Bundesliga-Tabellenzweiten festgespielt und besticht dort mit sehr stabilen Leistungen. "Ihn habe ich oft gesehen, er hat eine hervorragende Entwicklung gezeigt in Dortmund", lobt Flick diesen "neuen" Wolf. "Wir wollen ich ihn mal ausprobieren, weil er uns auf seiner Position etwas geben kann, was wir in dieser Form so nicht haben."

Die rechte Abwehrseite ist seit Jahren eine der größten Problemzonen im deutschen Spiel. Sowohl Vorgänger Joachim Löw als auch Flick selbst fanden seit dem Karriereende von Philipp Lahm keine wirklich beständige Lösung mehr - vor allem, weil Joshua Kimmich seit Jahren im Mittelfeld gebraucht wird. Ob Wolf sich diese Position nun zueigen machen kann? Über Erfahrung verfügt der gebürtige Coburger mit den langen blonden Haaren inzwischen zuhauf: Nachdem er zunächst bei Amateurklubs wie VfB Einberg und TSV Mönchröden das Fußballspielen erlernte, wurde Wolf ab 2007 beim 1. FC Nürnberg ausgebildet. Über 1860 München und Hannover 96 kam Wolf zu Eintracht Frankfurt, wo er unter Niko Kovac besonders starke Leistungen zeigte. 2018 holte ihn der BVB, doch Wolf war im Signal Iduna Park nicht immer erste Wahl. Über Leihen bei Hertha BSC und dem 1. FC Köln versuchte er, sich zu empfehlen - und das gelang. Trainer Edin Terzic stellte ihn auch wegen Verletzungssorgen bei Thomas Meunier und Mateu Morey auf die rechte Abwehrseite - wo Wolf nun zum Nationalspieler reifte.

Pfeilschnell: Brentfords Kevin Schade (M.) entwischt Antonee Robinson im Derby gegen Fulham. Im Tor sein künftiger DFB-Kollege Bernd Leno.
Pfeilschnell: Brentfords Kevin Schade (M.) entwischt Antonee Robinson im Derby gegen Fulham. Im Tor sein künftiger DFB-Kollege Bernd Leno. © IMAGO/Focus Images

Kevin Schade (FC Brentford)

Bis zu 25 Millionen Euro ließ sich der FC Brentford in der Winterpause die Dienste von Kevin Schade kosten. Zunächst auf Leihbasis vom SC Freiburg gekommen, hält der Premier-League-Emporkömmling aus dem Westen Londons eine Kaufpflicht. Schades Start in England verlief eher unspektakulär, bei acht Kadernominierungen stand er nur einmal in der Startelf (zuletzt beim 2:0 gegen Southampton), zuvor war er stets Joker. Eine Aktion deutete das Talent des 21-Jährigen jedoch an: Beim 3:2-Derbysieg gegen den FC Fulham entwischte der pfeilschnelle Schade seinem Bewacher, dem ebenfalls für seine Sprintfestigkeit bekannten US-Nationalspieler Antonee Robinson, auf eindrucksvolle Art und Weise und legte Mathias Jensen so das 3:1 auf. Anschließend schwärmte sein Trainer Thomas Frank: "Die offensive Aktion, die er vor dem Assist gezeigt hat, dieser Ausbruch seiner Geschwindigkeit und der Überblick bei der Vorlage war Top-Klasse." Der Däne verhehlte jedoch auch nicht, dass er derartige Szenen Schades "bisher aber ein bisschen in den Spielen vermisst" hatte.

Denn bei Brentford setzen sie große Hoffnungen in Schade, der in Potsdam geboren wurde, dort 2013 beim Schulwettkampf "Potsdams stärkster Schüler" ganz vorn lag und beim SV Babelsberg und Energie Cottbus fußballerisch groß wurde. 2018 schlug der SC Freiburg zu und überwies 250.000 Euro an die Cottbusser. Schade tauschte den deutschen Osten gegen den Südwesten, etablierte sich im Freiburger Bundesliga-Kader (36 Spiele für den SC, sechs Tore) und konnte im Winter seinen Traum von der Premier League wahr werden lassen. Und nun auch noch die Nationalelf! Stolz ist darüber nicht nur Schade, sondern auch sein Ausbildungsklub. "Babelsberg 03 als Ausgangspunkt für eine erfolgreiche Karriere macht uns stolz und zeigt uns, dass man es auch hier bis zum Nationalspieler schaffen kann", sagte Sportvorstand Piet Könnicke der dpa.

Athletisch: Felix Nmecha ist inzwischen eine feste Größe im Spiel des VfL Wolfsburg.
Athletisch: Felix Nmecha ist inzwischen eine feste Größe im Spiel des VfL Wolfsburg. © IMAGO/Sven Simon

Felix Nmecha (VfL Wolfsburg)

Sein zwei Jahre älterer Bruder Lukas ist im DFB-Team schon bestens bekannt, auch wenn er derzeit aufgrund von langanhaltenden Kniebeschwerden passen muss und von Hansi Flick folglich wie schon bei der WM diesmal nicht berücksichtigt wurde. Stattdessen testet der Bundestrainer etwas überraschend nun den 22 Jahre alten Felix Nmecha, der wie sein Bruder in Hamburg geboren wurde. Der Sohn einer deutschen Mutter und eines nigerianischen Vaters wanderte mit seiner Familie 2007 nach England aus und durchlief seine fußballerische Ausbildung bei Manchester City. Sowohl die englische FA als auch der DFB buhlten jahrelang um die Brüder, letztlich konnte sich der deutsche Verband ähnlich wie bei Bayern-Juwel Jamal Musiala durchsetzen.

Ab Februar 2022 war auch Felix, der im Sommer 2021 ablösefrei von ManCity nach Wolfsburg gewechselt war und gläubiger Christ ist, offiziell für Deutschland spielberechtigt. Nach drei Einsätzen für die U21 darf der Mittelfeldspieler (offensiv und zentral einsetzbar) nun gegen Peru und Belgien auf sein Debüt hoffen. Nmecha, der 1,90 Meter groß ist und in Wolfsburg unter Niko Kovac auch körperlich zugelegt hat, konnte sich in dieser Spielzeit festspielen: 22 Spiele, zwei Tore und vier Vorlagen lautet die Saisonbilanz Nmechas in allen Wettbewerben.


Vielseitig: Josha Vagnoman ist nicht nur als Rechtsverteidiger einsetzbar.
Vielseitig: Josha Vagnoman ist nicht nur als Rechtsverteidiger einsetzbar. © IMAGO/Moritz Müller

Josha Vagnoman (VfB Stuttgart)

Die überraschendste Personalie bei Flicks Debütantenball ist ohne Zweifel der Stuttgarter Josha Vagnoman. Ja, der 22-Jährige ist als langjähriger U21-Nationalspieler in DFB-Kreisen bestens bekannt, doch unter dem neuen VfB-Trainer Bruno Labbadia spielt er beim Abstiegskandidaten bestenfalls eine untergeordnete Rolle. In diesem Kalenderjahr kam er lediglich ein Mal über die volle Distanz zum Einsatz (beim 1:2 gegen Leipzig), gegen München (1:2) und Frankfurt (1:1) blieb er zuletzt sogar komplett ohne Einsatzminuten. Doch auch für den gebürtigen Hamburger gilt das, was bereits bei Wolf erwähnt wurde: Als Rechtsverteidiger, der zudem auch offensiver eingesetzt werden kann, gehört er in Fußball-Deutschland zu einer bedrohten Spezies.

Er habe zwar in Stuttgart zuletzt kaum gespielt, so Flick, doch Vagnoman sei ein Abwehrspieler, der seine Rolle "sehr modern interpretiert". Der 1,90 Meter große Rechtsfuß wuchs als Sohn eines Ivorers und einer Deutschen im Hamburger Stadtteil Poppenbüttel auf und lernte das Fußballspielen erst beim SC Poppenbüttel und dem Hummelsbütteler SV, ab 2010 schließlich beim Hamburger SV. Er durchlief ab der U17 alle Junioren-Nationalmannschaften, wurde U21-Europameister und stand im vergangenen Jahr auch im deutschen Olympia-Aufgebot. Im Juli 2022 verkaufte ihn der HSV für 3,5 Millionen Euro an den VfB Stuttgart, für den Vagnoman bisher 15 Mal zum Einsatz kam (eine Torvorlage).

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