Darmstadt/Dresden. Drei Jahre lang spielte Erich Berko im Trikot von Dynamo Dresden. Mit den Schwarz-Gelben erlebte der bullige Rechtsaußen Höhen und Tiefen in der 2. Fußball-Bundesliga, ehe er im vergangenen Sommer einen Neuanfang in Hessen wagte. Nun kehrt der 25-Jährige erstmals mit seinem aktuellen Arbeitgeber Darmstadt 98 zu seinem alten Club zurück. Ob sich Berko aber während der gut 90 Minuten dieses mit Spannung erwarteten Abstiegsduells auf dem Platz des Rudolf-Harbig-Stadions zeigen darf, das ist fraglich. Bei Trainer Dimitrios Grammozis hat der ehemalige U17-Nationalspieler nicht die besten Karten.
Sportlich ausgezahlt hat sich der Wechsel ans Böllenfalltor für Berko bisher nicht. Nur magere 119 Minuten, verteilt auf sieben Ligaspiele, konnte der vielseitig einsetzbare Offensivakteur bislang für die „Lilien“ bestreiten. Nur zu Saisonbeginn verpasste der beim VfB Stuttgart und den Stuttgarter Kickers ausgebildete Stürmer zwei Partien wegen eines Muskelfaserrisses, beim 0:0 der Dresdner in Darmstadt war er am 4. Spieltag zwar gesund, aber noch nicht im Kader. Erst eine Woche später beim 0:1 der Blau-Weißen in Sandhausen feierte er sein Pflichtspieldebüt im Trikot der 98er, als er in der 79. Minute für Immanuel Höhn eingewechselt wurde und gleich seine erste Gelbe kassierte. Seither gehörte Berko zwar immer zum Spieltagskader, aber es folgten nur noch weitere sechs Kurzeinsätze, der längste davon waren seine 45 Minuten am 12. Spieltag beim 1:3 in Fürth. Damals begann Berko als Mittelstürmer, musste jedoch zur Pause Serdar Dursun im Angriffszentrum Platz machen.


Den Hamburger konnte Berko nicht noch einmal aus der Startelf verdrängen, Dursun ist bei Grammozis vorn eine feste Größe. Der 1,90 Meter-Mann schoss bislang neun Tore in 20 Spielen, ist damit bester Schütze der Hessen. Mit drei Vorlagen wird er zugleich als zweitbester Vorbereiter geführt, während der neun Zentimeter kleinere Berko immer noch torlos ist und auch auf seinen ersten Assist wartet. Im letzten Jahr für Dresden schaffte der freundliche Schwabe mit ghanaischen Wurzeln bei 27 Einsätzen sechs Treffer und zwei Vorlagen. Insgesamt brachte es Berko in 89 Pflichtspielen für Dynamo auf 13 Tore und elf Assists.
Berko von Sternstunden weit entfernt
Meist stand er aber wie jetzt in Darmstadt im Schatten seiner Sturmkollegen, doch nach der frühen Bekanntgabe seines Wechsels zu den 98ern und dem Amtsantritt von Trainer Cristian Fiel bewies er seinen Kritikern, was in ihm steckt. „Am Anfang war es ein bisschen schwer, als der Wechsel bekannt gegeben wurde“, erklärt Berko rückblickend. Schon im Winter wollte er weg, durfte aber nicht. „Wir hatten damals sportlich eine schwere Phase, aber für mich persönlich war es eigentlich ein sehr gutes halbes Jahr“, sagte er einmal dem Darmstädter „Echo“. Obwohl einige Dynamo-Fans damals sauer reagierten, verteidigte „Berks“ seinen Stammplatz und traf noch viermal. Beim 3:0 gegen den designierten Bundesliga-Aufsteiger 1. FC Köln gelang ihm am 21. April 2019 vor 30.753 Zuschauern ein Doppelpack und die Vorlage zum zwischenzeitlichen 2:0 durch Haris Duljevic (jetzt Nimes) – es war sein wohl bestes Spiel für die Sportgemeinschaft.


Von solchen Sternstunden ist Berko aber derzeit weit entfernt. Sein letzter Einsatz datiert vom 16. Dezember; beim 1:1 gegen seinen Ex-Club VfB durfte er zehn Minuten dabei sein. Ein ähnliches Szenario könnte sich auch am Freitag abspielen, denn die Darmstädter sind zwar seit sechs Begegnungen sieglos, aber auch seit fünf ungeschlagen. Dringenden Handlungsbedarf hat Grammozis nur im linken Mittelfeld. Dort muss er den gelbgesperrten Marvin Mehlem ersetzen. Dort wartet mit Routinier Marcel Heller (33) aber ein weiterer Ex-Dynamo auf seine Chance. Der Frechener (2011/12 in Dresden) machte Berko bisher die Position auf der rechten Seite oft streitig, er kann aber wie sein Kontrahent auch links spielen.
Austausch zwischen Ballas und Berko
Dass er es schwer haben würde, das ahnte Berko (Vertrag bis 2022) schon im Sommer: „Wir haben einen sehr guten Kader zusammen, es herrscht großer Konkurrenzkampf.“ So können mit Mittelfeldmann Tobias Kempe und Innenverteidiger Dario Dumic wohl nur zwei von vier Ex-Dynamos fest mit ihrem Einsatz am Freitag rechnen, wenn die Dresdner (17 Zähler) den fünften Heimsieg anstreben und die „Lilien“ (23 Punkte) tiefer in die abstiegsbedrohte Zone reißen wollen.

Bei Dynamo weiß man aus erster Hand, dass das ein schwieriges Unterfangen wird. Kapitän Florian Ballas erklärte: „Wir wissen, dass Darmstadt eine richtig eklige Mannschaft ist. Ich habe noch Kontakt mit Erich Berko. Er sagt, sie spielen Bunkerfußball und ein Tor machen sie schon irgendwie. Da müssen wir gewappnet sein.“ Egal ob Berko mitspielt oder nicht.
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