Auf der Pressekonferenz nach dem Regionalliga-Spiel zwischen Eintracht Norderstedt und dem VfB Lübeck mussten die anwesenden Journalisten vergeblich auf Rolf Landerl warten. Der Cheftrainer der siegreichen Grün-Weißen ließ sich entschuldigen und von seinem portugiesischen Co-Trainer Luis Diogo Compos vertreten. Dieser gab sein Statement zum Spiel in englischer Sprache ab. „Das war so abgesprochen. Ich habe eine Magenverstimmung“, sagte VfB-Coach Landerl später auf dem Weg zum Mannschaftsbus auf Nachfrage vom LN-Sportbuzzer.
"Auf dem Platz blind verstanden"
Co-Trainer Luis Diogo Compos: „Es war ein schwieriges Spiel. Wir wissen, dass Norderstedt ein gutes Team hat, das gut organisiert ist. Wir haben das Spiel gut vorbereitet. Die Spieler wollten das Spiel unbedingt für Daniel Franziskus gewinnen. Dafür haben wir die ganze Woche gearbeitet. In der ersten Halbzeit haben wir das Spiel kontrolliert. Nach der Pause hatten wir ein paar Chancen, um das Spiel vorzeitig zu entscheiden.“
Lübecks Stürmer Ahmet Arslan, der die Gästeführung mit einem sicher verwandelten Strafstoß erzielte: „In erster Linie ging es darum, drei Punkte zu holen. Wenn wir Daniel so ein Geschenk machen können, hat er es auch verdient, ein Lächeln ins Gesicht gezaubert zu bekommen. Er ist für mich wie ein eigener Bruder geworden. Auf dem Platz haben wir uns blind verstanden. Aber auch außerhalb haben wir uns gut verstanden und viel zusammen unternommen. Man kann schon sagen, dass ich ihn vermissen werde.“
VfB-Kapitän Daniel Halke: „Wir waren die bessere Mannschaft, waren aggressiver und bissiger. Wir hätten Norderstedt früher killen müssen und müssen das 3:0 oder 4:0 machen. So haben wir sie am Leben gelassen. Das ist das einzige, was wir uns vorwerfen müssen. Die Kulisse war überragend. Für Daniel ist das eine sehr schwierige Situation, wenn man seinen Beruf und sein Hobby vorzeitig beenden muss. Das möchte ich mir nicht vorstellen. Daniel bleibt aber bei uns und ist ein überragender Mensch. Er hatte so einen Abschied verdient. Ich bin selber immer noch schockiert. Das ist schon sehr hart, milde ausgedrückt, seine aktive Laufbahn mit 28 Jahren beenden zu müssen.“
Yannick Deichmann: „Leider haben wir es versäumt, den Sack früher zu zu machen. Das ist das einzige, was wir uns ankreiden lassen müssen. So wurde es am Ende nochmal eng. Das war unnötig. Ansonsten war das ein geiles Auswärtsspiel. Die Siege sind nicht selbstverständlich. Wir sehen immer, dass wir einen harten Kampf zeigen müssen. Das dürfen wir nicht vergessen. Ich denke aber, dass das jeder in der Truppe verstanden hat. Es ist einfach toll, wie uns die Fans nach vorne puschen. Gerade in den letzten beiden Spielen, als wir zurücklagen. Ich ziehe den Hut davor, wie viele Fans heute gekommen sind. Das war überragend und wie ein Heimspiel. Das ist eine tolle Sache gerade für Dani. Ich bin jetzt drei Jahre beim VfB und merke extrem, wie wichtig es ist, dass Mannschaft und Fans zusammenwachsen.“



Daniel Franziskus zutiefst ergriffen
VfB Lübeck: Einzelkritik gegen Eintracht Norderstedt (13.10.2019)
Der verletzte Kresimir Matovina (Adduktorenzerrung): „Ich habe schon die letzten vier, fünf Spiele mit Spritzen und Tabletten gespielt. Die Schmerzen sind aber nicht weggegangen, so dass wir besprochen haben, dass ich aussetze. Wie es in der nächsten Woche aussieht, weiß ich nicht und müssen wir abwarten.“
Neuzugang Ryan Malone: „Keine Ahnung, warum wir es so spannend gemacht haben. 75 Minuten haben wir das richtig gut gemacht. Danach haben wir es im Zentrum nicht gut gemacht.“
Der sichtlich gerührte Daniel Franziskus: „Das war schon sehr heftig. Ich war sprachlos, als ich das Stadion betreten habe. Die T-Shirts, die Choreo und die vielen Sprechchöre. Einen schöneren Abschied hätte ich auswärts nicht haben können. Wer weiß, wie das erst zu Hause auf der Lohmühle geworden wäre. Wie es jetzt mit mir weitergeht, werden die nächsten Wochen zeigen.“
Der eingewechselte Norderstedter Rico Bork, der von 2011 bis 2016 und von Januar bis Juli 2019 beim Oldenburger SV gespielt hat: „Bis zum 0:1 war das Spiel ausgeglichen. Wir haben versucht, Fußball zu spielen. Der VfB ist eine total abgezockte Mannschaft. Das machen sie gut. In der zweiten Halbzeit hatten wir keine echte Chance gehabt.“
Norderstedts Trainer Jens Martens, der von 1981 bis 1986 beim VfB Lübeck gespielt hat: „Der VfB Lübeck hat verdient gewonnen. Trotzdem sind wir sehr zufrieden mit der Leistung unserer Mannschaft. Wir haben ein tolles Spiel abgeliefert. Insbesondere in der ersten halben Stunde, wo wir auf Augenhöhe waren. Durch die Qualitäten des Gegners, der sehr robust und sehr gut organisiert spielt sowie vor allem extrem clever ist, liegen wir 0:1 zurück. Der Gegner holt aus einer halben Situation einen Elfmeter und wir holen aus drei Situationen keinen Elfmeter heraus. Danach waren wir einen Moment unorganisiert und kriegen das 0:2. Das war eine ungünstige Ausgangssituation für die zweite Halbzeit. Wir haben unsere Mannschaft dann nochmal wieder aufgerichtet. Ich denke, dass wir es in der zweiten Halbzeit gegen eine extrem sicher verteidigende Lübecker Mannschaft immer weiter probiert haben und sind kurz vor Schluss wenigstens mit dem Anschlusstreffer belohnt worden. Mehr war am Ende nicht drin. Wir sind sehr zufrieden mit der Entwicklung unserer Mannschaft und können heute nicht unbedingt unzufrieden nach Hause gehen. Lübeck ist die eigentliche Herrenmannschaft in der Regionalliga. Sie haben alles für diese Spielklasse. Ich glaube, dass sie den Aufstieg schaffen werden. Ich würde es ihnen gönnen, dass eine Spielklasse höher zu kommen.“
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