Dresden. Erfahrungsgemäß schneidet der Stammtorhüter in der SPORTBUZZER-Rangliste immer etwas besser ab, weil auf seiner Position kaum gewechselt wird und er schon durch seine überdurchschnittliche Einsatzzeit gut punktet. Wenn er dann auch noch stabile oder sogar richtig gute Leistungen bringt, haben es die Feldspieler schwer gegen ihn. Doch niemand wird nach den ersten 18 Spielen der laufenden Saison wirklich daran zweifeln, dass Kevin Broll der mit Abstand beste Spieler in einer insgesamt enttäuschenden Dynamo-Mannschaft war. Der Schlussmann stand beim Tabellenletzten der 2. Fußball-Bundesliga nicht nur alle 1620 Spielminuten auf dem Platz, sondern schaffte als einziger SGD-Profi (2,86) einen Notenschnitt unter 3,0. Der gebürtige Mannheimer trägt nicht nur die Nummer 1 auf dem Rücken, er ist sie auch in der aktuellen Rangliste – mit fast 160 Punkten Vorsprung auf den zweitplatzierten Jannis Nikolaou. Eine Menge Holz.
DURCHKLICKEN: Das SPORTBUZZER-Barometer für die Dynamo-Hinrunde
Broll zu oft im Stich gelassen
Broll ist einer der ganz wenigen Neueinkäufe, die die Erwartungen sofort erfüllen konnten und sich als Verstärkung erwiesen. Der 24-Jährige hatte nur anfangs leichte Anpassungsprobleme, ersetzte dann den zu Schalke 04 abgewanderten U21-Nationaltorwart Markus Schubert mühelos. Schien im Sommer der Dreikampf zwischen Broll, dem zwei Jahre älteren Tim Boss und Routinier Patrick Wiegers (29) noch offen, ist der Neuzugang von der SG Sonnenhof Großaspach heute unumstritten. Broll zeigt gute Reflexe auf der Linie, ist mutig beim Herauslaufen, spielt passabel mit dem Fuß mit und kann seine Vorderleute auch mal lautstark antreiben. Leider ließen die den ehrgeizigen Keeper zu oft im Stich.
DURCHKLICKEN: Das war das Dynamo-Jahr
Hinter dem Torhüter erkämpfte sich Jannis Nikolaou den Silberrang. Der in Bonn geborene Deutsch-Grieche erreichte den zweitbesten Notenschnitt (3,10) und hätte nach Punkten sicher noch besser abgeschnitten, wenn er nicht beim 3:3 gegen St. Pauli in der 84. Minute wegen groben Foulspiels vom Platz geflogen und dafür drei Spiele gesperrt worden wäre. Der 26-Jährige machte trotz des Malheurs gegen die Kiezkicker sein bestes Spiel, brachte die Schwarz-Gelben nach 0:3-Rückstand mit zwei Toren wieder heran. Der defensive Mittelfeldspieler ist sehr fleißig, kampf- und laufstark, aber etwas zu introvertiert, um eine Führungsrolle zu übernehmen. Wenn er noch mehr aus sich herausgeht und die anderen pusht, kann er der Mannschaft noch mehr helfen.
Müller überzeugt zu selten
Rang drei ging an seinen Kumpel Jannik Müller, der in 16 Spielen auf dem Platz stand. Der Abwehrallrounder aus der Eifel, seit 2014 im Team, fehlte nur zweimal: einmal wegen der fünften Gelben Karte gegen Bielefeld (3:4) und einmal beim 0:3 in Osnabrück. Sechsmal trug er in Abwesenheit von Marco Hartmann die Kapitänsbinde, doch überzeugen konnte der ebenfalls eher ruhige Müller zu selten. Sein Nebenmann Florian Ballas war allerdings häufig keine Stütze. Der einst so verlässliche Saarländer, in der Vorbereitung mit Sprunggelenksproblemen zwölf Tage lang raus, landete nur auf Platz neun.



Während Hartmann verletzungsbedingt nur fünf Einsätze absolvieren und das Team so auf dem Feld kaum anführen konnte, haben es andere schwer, ihr schwaches Abschneiden zu begründen. Baris Atik, Moussa Koné oder Dzenis Burnic waren zwar oft dabei, aber ihr Notenschnitt spricht Bände. Während Koné immerhin mit sechs Toren noch halbwegs im Soll liegt, muss aus dem Mittelfeld mehr Torgefahr kommen. Der aus Münster geholte René Klingenburg sollte das bewerkstelligen, doch der oft hitzig agierende Ex-Schalker trifft auf dem Platz zu oft die falschen Entscheidungen. Von Sascha Horvath, der aus Innsbruck zurückkehrte, kam nach seinem guten Spiel beim 2:4 in Karlsruhe (ein Tor, eine Vorlage) auch nicht mehr viel. Ein Niklas Kreuzer wird sich auch noch über seinen dummen Platzverweis beim 0:2 gegen Hannover ärgern, der ihn drei Spiele Sperre kostete.
Von den externen Neuzugängen erwies sich neben Broll nur Alexander Jeremejeff, der leider auch sechs Spiele verletzt ausfiel, als guter Griff. Ist der vierfache Torschütze fit, dann kann er eine Waffe sein. Konnte man von dem teuren Mann aus der Allsvenskan auch einiges erwarten, war der Einstand von Kevin Ehlers eine der wenigen wirklich positiven Überraschungen. Der 18-Jährige machte sein Ding, auch wenn er im Pokal den entscheidenden Elfer gegen Hertha verballerte.