Die Nachricht sorgte für reichlich Wirbel beim FC Bayern: Wie Präsident Herbert Hainer am Sonntag bestätigte, hat der Rekordmeister sein Vertragsangebot an David Alaba zurückgezogen. Nach 13 Jahren wird der Österreicher den Verein damit wohl im Sommer ablösefrei verlassen, wenn sein aktuelles Arbeitspapier ausläuft. Der von Hansi Flick zum Innenverteidiger umgeschulte Leistungsträger wird eine Lücke reißen – die der Rekordmeister natürlich möglichst ideal besetzen will, wie auch Hainer ankündigte. Der SPORTBUZZER gibt einen Überblick über mögliche Kandidaten für die Nachfolge.
Eric Garcia
Der 19 Jahre alte Spanier ist vielleicht das größte Talent in Europa auf der Innenverteidiger-Position. Er genoss eine Ausbildung in "La Masia", der Nachwuchsschmiede des FC Barcelona, bevor ihn Manchester City 2018 auf die Insel lockte. Beim englischen Top-Klub kam er inzwischen immerhin auf 15 Premier-League-Einsätze, gehört aber (noch) nicht zum Stammpersonal von Trainer Pep Guardiola. Und das schmeckt dem U17- und U19-Europameister Garcia offenbar gar nicht: "Er hat noch ein Jahr, danach will er seinen Kontrakt nicht mehr ausweiten. Wir wollten das, aber er eben nicht", verkündete Guardiola jüngst. Bayern könnte Garcia also womöglich sogar ablösefrei verpflichten. Allerdings wird der zweimalige A-Nationalspieler Spaniens wohl nicht auf Anhieb in die großen Fußstapfen Alabas treten können. Zudem würde es im Werben um Garcia auch Konkurrenz für den Triple-Sieger aus München geben: Barca-Trainer Ronald Koeman hat schon bestätigt, dass die Katalanen an einer Wiederverpflichtung des 19-Jährigen interessiert sind. Auch andere Top-Klubs dürften anklopfen.



Dayot Upamecano
Der Franzose ist im Januar 2017 von Red Bull Salzburg zu RB Leipzig gewechselt und hat sich seither konstant verbessert. Inzwischen kratzt er an der Weltklasse. Im Champions-League-Viertelfinale vergangene Saison gegen Atletico Madrid wurde er zum Spieler des Spiels gewählt. England-Experte Gary Lineker bescheinigte ihm hinterher eine "große Zukunft". In die Alaba-Rolle könnte der 22-Jährige wohl schneller schlüpfen als Garcia. Allerdings wäre er für den FC Bayern nicht einfach zu bekommen. In England hat Upamecano großes Interesse geweckt. Fast alle der "Big Six"-Vereine aus der Premier League wurden schon mit ihm in Verbindung gebracht. Sein Vertrag läuft zwar noch bis 2023, soll im kommenden Jahr aber eine Ausstiegsklausel über bis zu 50 Millionen Euro enthalten – in Corona-Zeiten auch für Bayern eine beachtliche Summe. Und sollte Upamecano Leipzig nach der Saison tatsächlich verlassen wollen, stünde RB sicherlich einem Wechsel des Profis nach England offener gegenüber als ein Transfer zum Bundesliga-Konkurrenten aus München. Ende April hieß es allerdings schon, dass Upamecano mit den Bayern einig sei - wenig später verlängerte er aber in Leipzig.
Matthias Ginter
Früher galt es als Prämisse von Bayern-Präsident Uli Hoeneß, die besten deutschen Spieler zum FC Bayern zu bringen. Zwar ist Hoeneß inzwischen von Hainer abgelöst worden. Dennoch scheint man in München weiter daran interessiert, das "Tafelsilber" unter den deutschen Nationalspielern für sich zu gewinnen, wie unter anderem die Verpflichtung von Leroy Sané zeigt. Gladbachs Ginter wäre daher eine erstklassige Wahl für die Nachbesetzung der Innenverteidigung. Der 26-Jährige gilt bei Bundestrainer Joachim Löw als gesetzt. Sein Spiel ist zwar unscheinbar, aber sehr solide. Mit den Gladbachern ist der Weltmeister von 2014 erstmals seit vier Jahren wieder in die Champions League eingezogen – als Abwehr-Chef hatte Ginter daran großen Anteil. Auch im Ausland ist Ginters Verlässlichkeit aufgefallen. Im vergangenen Sommern soll er mehrere Offerten von Top-Klubs wie dem FC Chelsea und Atlético Madrid ausgeschlagen haben. Ginter hängt an seinem derzeitigen Klub: "Der Verein ist gerade dabei, mit den tollen Fans und dem Umfeld etwas aufzubauen. Ich habe in diesem Zusammenhang auch noch große Ziele und besitze zudem natürlich noch einen Vertrag", sagte er im August. Würde er anders reagieren, wenn der FC Bayern anklopfen sollte?
Antonio Rüdiger
Auch Rüdiger wäre eine deutsche Lösung. Der Nationalspieler gehört bei Löw ebenfalls zum Stammpersonal. Er steht noch bis 2022 beim FC Chelsea unter Vertrag, ist in der Mannschaft von Trainer Frank Lampard in dieser Saison bisher aber außen vor. Zum Ende des vergangenen Transfer-Fensters bemühten sich die Parteien daher um einen Wechsel. Mögliche Wechsel in Richtung Tottenham Hotspur oder Paris Saint-Germain zerschlugen sich aber. Rüdiger wäre einer Bayern-Offerte wohl kaum abgeneigt. Alabas Format hat er allerdings aktuell nicht.
Die interne Lösung
Am Ende ist die Frage, ob der FCB überhaupt einen Ersatz für Alaba verpflichten muss. Allzu schlecht sind die Münchener in der Defensive nämlich nicht besetzt: Neben dem gesetzten Niklas Süle stehen mit Lucas Hernandez, Jerome Boateng, Tanguy Nianzou, Benjamin Pavard und Javi Martinez noch sechs weitere potenzielle Innenverteidiger im Kader. Rekordtransfer Hernandez wurde schon im letzten Jahr als Stammspieler für die Innenverteidigung geholt. Unter anderem wegen der Verletzungen des Franzosen wurde Alaba überhaupt von der Linksverteidiger-Position in die Abwehr-Zentrale beordert. Seit er wieder fit ist, musste Hernandez bisher oft auf der Bank Platz nehmen.
Und auch die weiteren Kandidaten können sich sehen lassen: Boateng zeigte zuletzt wieder Leistungen auf Top-Niveau. Talent Nianzou ist laut Sportvorstand Hasan Salihamidzic "einer der besten seines Jahrgangs in Europa" und soll perspektivisch an die Mannschaft herangeführt werden. Weltmeister Pavard ist eigentlich für die rechte Verteidigung eingeplant, gibt aber auch einen ausgezeichneten Innenverteidiger – zumal mit Bouna Sarr auch ein Backup für ihn da ist, sodass Joshua Kimmich selbst bei höchster Verletzungsnot im Mittelfeld bleiben könnte. Und auch Javi Martinez hat immer wieder unter Beweis gestellt, dass auf ihn Verlass ist, wenn er gebraucht wird.
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