17. Juni 2020 / 15:50 Uhr

Wedemeyer ebnet den Weg: Wolfsburgs Fußballerinnen zum sechsten Mal Meister!

Wedemeyer ebnet den Weg: Wolfsburgs Fußballerinnen zum sechsten Mal Meister!

Jasmina Schweimler
Wolfsburger Allgemeine / Aller-Zeitung
Die VfL-Frauen sind wieder Meister.
Die VfL-Frauen sind wieder Meister. © Getty Images
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Die Dominanz geht weiter: Die Fußballerinnen des VfL Wolfsburg sind wieder deutscher Meister. Zum sechsten Mal sicherte sich der Bundesligist am Mittwoch den Titel, bezwang im eigenen Stadion den SC Freiburg mit 2:0.

Die Schale ist zwar noch nicht da, aber jetzt ist es offiziell: Die Fußballerinnen des VfL Wolfsburg sind zum sechsten Mal Deutscher Meister. Der Mannschaft von Trainer Stephan Lerch reichte Mittwochmittag bei strahlendem Sonnenschein und knapp 30 Grad ein 2:0 am drittletzten Spieltag gegen den SC Freiburg. Joelle Wedemeyer und Pernille Harder erzielten die Tore.

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Deutschlands beste Fußballerinnen sammeln Titel wie manch anderer Fußball-Bildchen. Es war die vierte Meisterschaft in Folge und die sechste insgesamt (2013, 2014, 2017, 2018, 2019 und 2020). Vier Titel in Folge schaffte vor dem VfL nur Turbine Potsdam (2009 bis 2012). Und mehr als sechs Meistertitel holte nur der 1. FFC Frankfurt (sieben).

Im DFB-Pokal stehen die Wolfsburgerinnen im Finale am 4. Juli in Köln gegen die SGS Essen. Fünf Titel in Folge stehen hier schon zu Buche (von 2015 bis 2019), zudem ging der DFB-Pokal noch 2013 nach Wolfsburg. In der Champions League ist Wolfsburg noch dabei, im Viertelfinale wird der Gegner Glasgow heißen. Der VfL will den dritten CL-Titel nach 2013 und 2014.

Champions League wird in Spanien fortgesetzt!

Kurz vor dem Schlusspfiff gab die UEFA bekannt: Die Endrunde der Königsklasse wird in Bilbao und San Sebastian ausgetragen. Die Viertelfinals werden am 21. August und 22. August gespielt, die Halbfinales am 25./26. August und das Finale in San Sebastian am 30. August.

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VfL-Trainer Stephan Lerch rotierte gegen Freiburg durch, bot im Vergleich zum 3:0 bei der SGS Essen Claudia Neto, Noelle Maritz, Pia-Sophie Wolter, Joelle Wedemeyer für Dominique Bloodworth, Kristine Minde, Ingrid Engen und Alexandra Popp auf. Auf der gegnerischen Seite gab es für die 20-jährige Meret Wittje eine Rückkehr an alte Wirkungsstätte, in Wolfsburg stand sie von 2018 bis 2019 unter Vertrag, schaffte den Durchbruch in der Profimannschaft aber nicht.

Die VfL-Frauen und der Meisterjubel gegen Freiburg - Die Bilder

Wolter, Rauch, Wedemeyer, Pajor und Doorsoun. Zur Galerie
Wolter, Rauch, Wedemeyer, Pajor und Doorsoun. ©

Der letzte Schritt zum erneuten Titelgewinn war kein einfacher. Die Freiburgerinnen wollten den Gastgeberinnen keine Party schenken, standen teilweise mit Vierer- und Fünferkette vor dem Kasten, obendrein war der Double-Gewinner im Abschluss und Spielaufbau oft zu hastig und schludrig. Und so machte es überraschend eine, mit der man am wenigsten rechnete:Nach einer abgewehrten Harder-Flanke landete der Ball bei Wedemeyer, die ihn geschickt annahm und aus der Drehung verwandelte.

Die Innenverteidigerin hatte 2013 in der U17 des VfL Wolfsburg begonnen und sich bis in die Profimannschaft gekämpft, seit einigen Jahren ist sie aus dem Kader des Meisters nicht wegzudenken. In der Liga lief Wedemeyer bisher 39 Mal für den VfL auf, der Treffer gegen Freiburg war zugleich ihr erstes Bundesliga-Tor, nur im DFB-Pokal gelang ihr sonst noch ein Tor.

Es scheint eine neue Qualität des VfL zu sein, denn wie schon gegen Essen vergangenes Wochenende dauerte es nur wenige Sekunden nach Wiederanpfiff, bis es im Tor des Gegners klingelte - diesmal bediente Huth Harder mit einer flachen Hereingabe, die Dänin musste nur noch den Fuß hinhalten und erhöhte zur 2:0-Führung. Spätestens jetzt war klar, dass die Meisterschale sicher ist. Die Chancen des Verfolgers FC Bayern München waren ohnehin nur noch theoretisch gewesen gegenüber dem Ausnahmeteam, das in 20 Spielen nie verlor und sich nur ein Remis leistete.

Ab der 65. Minute wurde es laut draußen: Neben dem Stadion trommelte und sang ein Fan "Deutscher Meister wird nur der VfL!", die Spielerinnen schmunzelten während der Trinkpause über die kleine, aber feine Unterstützung. Die Wolfsburgerinnen drückten im restlichen Verlauf der Partie weiter auf das gegnerische Tor, konnten ihre Chancen aber nicht in weitere Treffer umwandeln. Im Gegenzug hatte Freiburgs Starsspielerin Klara Bühl in der 82. Minute den Anschlusstreffer auf den Fuß, doch VfL-Torfrau Friederike Abt parierte stark und es blieb beim 2:0-Endstand.

Um 15:49 Uhr piff Schiedsrichterin Susann Kunkel die Partie ab und die Spielerinnen des VfL lagen sich in den Armen, klatschten gegenseitig ab und hüpften. Im Stadion ertönten Songs wie "Stand up for the Champions" und "Oh, wie ist das schön." Spielführerin Popp griff nach Apfiff zum Mikrofon, ordnete ihre Mannschaften zum Hinsetzen hin und stimmte mit kratziger Stimme ein Humba, Humba-Tänzchen an. Anschließend wurde für tolle Schnappschüsse jubelnd zu den Fotografen gerannt. „Es fühlt sich einfach mega gut an, gewonnen zu haben und den Lohn für die harte Arbeit zu bekommen“, sagte Mittelfeldspielerin Pia-Sophie Wolter. Für die 22-Jährige ist der Titel wegen der außergewöhnlichen Umstände keinesfalls weniger wert. „Die Meisterschaft hat mindestens einen gleichwertigen Stellenwert, weil wir es auch geschafft haben die Monate, die wir nicht gespielt haben, unser Level zu halten.“


Zu den Titelgratulanten zählte auch DFB-Präsident Fritz Keller, der via Website des Deutschen Fußball-Bundes verlauten ließ: „Der vierte Meistertitel in Folge ist ein toller Erfolg, der einmal mehr beweist, was möglich ist, wenn Lizenzvereine sich auch im Frauenfußball engagieren.“ Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg lobte den VfL als „Aushängeschild für den deutschen Frauenfußball“.

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Das Aufwärmen hatten die Wolfsburgerinnen in Shirts mit dem Aufdrucken "Black Lives Matter" vorn und "#beantiracist" hinten absolviert. Bevor die Partie offiziell losging, knieten beide Mannschaften plus Trainerteams und Betreuer für eine Minute. Nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd durch Polizeigewalt in den USA hatten sich weltweit zahlreiche Sportler den Black-Lives-Matter-Protesten angeschlossen.

VfL: Abt - Blässe (62. Doorsoun), Wedemeyer, Goeßling, Maritz (76. Dickenmann) - Neto, Gunnarsdottir - Wolter, Harder (62. Engen), Huth (76. Popp) - Pajor (46. Rauch).

SC: Nuding - Kirchberger, Stegemann, Minge (80.  Ezebinyuo), Karl (80. Büchele) - Megroz, Wittje, Knaak, Müller (66. Kayikci), Starke (80. Vojtekova) - Sanders (55. Bühl).

Tore: 1:0 (32.) Wedemeyer, 2:0 (47.) Harder.

Schiedsrichterin: Kunkel (Hamburg).

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