30. Januar 2021 / 10:34 Uhr

Fußballvereine basteln in der Pandemie anders als gewohnt an ihren neuen Kadern

Fußballvereine basteln in der Pandemie anders als gewohnt an ihren neuen Kadern

Nils Göttsche
Kieler Nachrichten
Trainer Christian Jürss verzichtet derzeit auf den Versuch, neue Spielerinnen für den SVHU zu begeistern.
Trainer Christian Jürss verzichtet derzeit auf den Versuch, neue Spielerinnen für den SVHU zu begeistern. © Nils Göttsche
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Die Corona-Pandemie hat den Amateurfußball in die Knie gezwungen. Seit Ende Oktober rollt kein Ball mehr. Das die Saison 2020/21 fortgesetzt wird, ist fraglich. Trotzdem machen die Vereine ihre Hausaufgaben.

Sie versuchen ihre Spieler bei Laune zu halten und bauen an den Aufgeboten für die Punktrunde 2021/22. Treffen, Einladungen zum Probetraining oder Scouting fallen allerdings flach. Smalltalk bei Hallenturnieren? Fehlanzeige. Was sonst im persönlichen Gespräch geklärt wird, geschieht jetzt zum Beispiel per Videotalk.

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„Ich habe mit allen Spielerinnen des aktuellen Kaders per Videokonferenz gesprochen“, sagt Christian Jürss, der die Fußballerinnen des SV Henstedt-Ulzburg trainiert. „Die Gespräche waren sehr positiv. Weil wir den Aufstieg in die 2. Bundesliga anstreben, wollen wir uns aber unbedingt verstärken. Wir standen vor dem neuerlichen Lockdown mit ein paar externen Spielerinnen in Verbindung. Andere, die ich persönlich nicht kenne, spreche ich momentan nicht an.“

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Timo Gothmann, Teammanager des Oberligisten SV Todesfelde, ist entspannt: „Bei uns haben zwei Drittel der Spieler Vereinbarungen über diese Serie hinaus. Mit denen müssen wir zumindest nicht über die nächste Saison sprechen. Wir wissen, wer uns verlassen wird. Mit den übrigen Spielern sind wir dabei, die Kontrakte zu erneuern.“ Obwohl Cedric Szymczak ein Studium in den USA begonnen hat, wollen die Todesfelder keinen neuen Spieler holen, der die linke Seite beackert. „Mit Luca Reimers, Hendrik Wehde oder auch Henrik Sirmais besitzen wir Spieler, die diese Position spielen können“, erklärt Teamchef Sven Tramm. Bei möglichen Neuzugängen im Sommer setzt Gothmann auf seinen sportlichen Leiter: „Serkan Rinal verfügt über gute Kontakte in Lübeck und Umgebung, wir sondieren den Markt aber auch im Kieler Raum.“

Martin Ghafury, der sportliche Leiter des Landesligisten TuS Hartenholm, und Trainer Essmet Omid befinden sich in der ersten Gesprächsrunde mit den Spielern. „Mit 15 Jungs haben wir uns online ausgetauscht, die übrigen werden folgen. Ende Februar wollen wir wieder miteinander reden. Dann haben wir vielleicht auch Planungssicherheit, ob die unterbrochene Punktrunde noch einmal gestartet wird.“ Niklas Höhne hat Hartenholm nach nur wenigen Monaten verlassen. Ersatz steht bereit: Der im Bankenbereich tätige Malte Delfs ist wieder da. Delfs war im Sommer 2018 beruflich nach London gegangen, verlängerte nach der Rückkehr aber erst einmal seine Fußballpause. Nun kribbelt es wieder, der 29-Jährige wird wie früher das Trikot des Landesligisten überstreifen. Der Außenbahnspieler bringt viel Tempo mit und geht mit nimmermüdem Einsatz voran – Tugenden, die die verjüngte Hartenholmer Mannschaft dringend benötigt. Potenzielle Neuzugänge von anderen Klubs sind nicht in Sicht. Ghabury: „Essmet Omid und ich sind uns einig, dass wir uns interessante Kicker anschauen müssen und nicht nach Statistiken beurteilen wollen. Doch das geht ja gerade leider nicht.“

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Für Sascha Lütjens, Fußballobmann des Leezener SC, ist es vorrangig, den Kader zu halten. „Mit der Hälfte der Spieler haben per Telefon oder Videokonferenz die ersten Gespräche stattgefunden“, sagt Lütjens. „Es ist sehr seltsam, so Kontakt zu halten und wichtige Dinge zu besprechen.“ Deshalb liegen die Bemühungen um Verstärkungen weitgehend auf Eis. „Ich empfinde es als sehr schwierig, unter Corona-Bedingungen an Akteure heranzutreten, mit denen man vorher noch nicht in Kontakt gestanden hat.“

Die Verantwortlichen der Kaltenkirchener TS haben ihre Hausaufgaben weitgehend erledigt. „Der Verein hat früh mit uns Trainern gesprochen, alle haben ihre Zusage für die kommende Saison bereits Anfang Dezember gegeben“, sagt Manuel Corral, der die KT-Reserve in der Kreisliga trainiert. Parallel dazu sei auch mit dem Spielern der ersten Mannschaft (Verbandsliga) und der KT-Zweiten geredet worden. „Das ging zum Glück teilweise noch persönlich.“ Weil die Verbandsliga-Elf über einen breiten Kader verfügt, sieht Corral für sein Team keinen akuten Handlungsbedarf: „An externe Spieler für die neue Saison treten wir erst heran, wenn der Ball wieder rollt.“

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