Insgesamt knapp 420 Millionen Euro gaben die Bundesliga-Klubs im Sommer für Neuzugänge aus. Noch vor der französischen Ligue 1 (400 Millionen Euro) und der spanischen La Liga (303 Millionen) und nur hinter der Serie A (570 Millionen) aus Italien und der in anderen Sphären schwebenden Premier League (1,35 Milliarden) belegte die deutsche Elite-Liga Platz drei im internationalen Transfer-Ranking. Doch haben sich die Investitionen der Klubs wirklich gelohnt? Nach dem siebten Spieltag, also nach rund einem Fünftel der Saison, ist es Zeit für ein kleines Zwischenfazit. Der SPORTBUZZER hat sich die Leistungen der zehn teuersten Sommertransfers der Bundesliga genau angeschaut. Wer hat überzeugt? Wer hat noch Luft nach oben? Die Antworten hier im Überblick!
Dayot Upamecano (FC Bayern München, 42,5 Millionen Euro Ablöse an RB Leipzig)
Beim FC Bayern München tritt Dayot Upamecano in dieser Saison ein schweres Erbe an: Der 22-Jährige soll die Lücke schließen, die David Alaba (zu Real Madrid) und Jérôme Boateng (zu Olympique Lyon) hinterlassen haben. Trainer Julian Nagelsmann, der dem Franzosen zum FC Bayern folgte, setzt auf Upamecano. In neun von elf Pflichtspielen kam der bullige Innenverteidiger bislang zum Einsatz und lieferte zumeist im Duo mit Niklas Süle solide Leistungen in der zentralen Defensive ab. Einzig beim Remis zum Bundesliga-Auftakt gegen Borussia Mönchengladbach und bei der Pleite gegen Eintracht Frankfurt vor der jüngsten Länderspielpause leistete sich "Upa" einige Unzulänglichkeiten, die in Punktverluste mündeten. Nagelsmann will seinem Defensiv-Star Zeit geben: "Er hat schon so viele Bundesliga-Spiele gemacht, dass man denkt, er wäre schon 28. Ist er aber nicht. Er ist immer noch ein junger Spieler, der seine Kollegen kennenlernen muss. Dann wird es vielleicht noch einen Tick fehlerfreier", sagte der Coach nach der Partie in Gladbach.
Doyell Malen (Borussia Dortmund, 30 Millionen Euro Ablöse an die PSV Eindhoven)
Nach langem Hin und Her wechselte Donyell Malen im Sommer aus Eindhoven als Ersatz für den zu Manchester United transferierten Jadon Sancho ins Ruhrgebiet. Seinen Start beim BVB dürfte sich der niederländische Nationalspieler jedoch anders vorgestellt haben. Kein einziges seiner bisherigen elf Pflichtspiele absolvierte der 22-Jährige über die kompletten 90 Minuten. Gerade zu Saisonbeginn pendelte Malen oft zwischen Bank und Startelf und lieferte zumeist mäßige Leistungen ab, wie die Statistik belegt: In seinen ersten neun Einsätzen war der Flügelflitzer an keinem Treffer beteiligt. Der Tor-Knoten platzte erst am zweiten Spieltag der Champions League, als Malen gegen Benfica Lissabon (1:0) den Siegtreffer erzielte. "Hoffentlich bedeutet das für ihn, dass er viel Vertrauen mitnimmt. Er hat sich schon Gedanken gemacht und weiß, dass man viel von ihm erwartet", sagte BVB-Trainer Marco Rose im Anschluss. Am vergangenen Spieltag in Augsburg bestätigte der Ex-PSV-Spieler seinen Leistungs-Aufschwung. Die Formkurve bei Malen zeigt nach oben.
André Silva (RB Leipzig, 23 Millionen Euro Ablöse an Eintracht Frankfurt)
"Es ist ein neuer Klub, ein neues Umfeld, es sind neue Teamkollegen, eine neue Spielweise – das muss sich alles erst einspielen und ineinandergreifen. Da gibt es viel Arbeit", versuchte André Silva die Erwartungen nach seinem überraschenden Transfer nach Leipzig zu dämpfen. Und der Nationalspieler, der in der vergangenen Saison noch 28 Bundesliga-Treffer für Frankfurt erzielt hatte, sollte recht behalten. Der Start bei RB verlief mühselig. Zwar baute Trainer Jesse Marsch in den ersten Spielen regelmäßig auf den 25-Jährigen, nach dem Treffer am zweiten Spieltag gegen Stuttgart geriet Silva jedoch in eine Torkrise, die er erst als Joker beim 3:0-Sieg gegen Bochum am vergangenen Wochenende wieder beenden konnte. Gut möglich, dass sich Silva, den viele Beobachter vor der Saison als bisher fehlendes RB-Puzzleteil angesehen hatten, nun "eingespielt" hat.
Odilon Kossounou (Bayer Leverkusen, 23 Millionen Euro Ablöse an Club Brügge)
Nach dem perfekt gemachten Transfer des erst 20 Jahre alten Innenverteidigers vom belgischen Meister Club Brügge freute sich Sportdirektor Simon Rolfes auf einen "extrem schnellen, beweglichen, sehr zweikampfstarken und technisch guten" Zuwachs für die Mannschaft vom neuen Trainer Gerardo Seoane. Und Odilon Kossounou lieferte in den ersten Saisonspielen genau das ab. Der Nationalspieler der Elfenbeinkünste ist unter Seoane in der Zentrale gesetzt und kam bisher in zehn von elf Pflichtspielen zum Einsatz (zehnmal in der Startelf). Seine Zweikampfquote von 62,89 Prozent in der Bundesliga ist die aktuell drittbeste der Werkself. Der Youngster hat einen großen Anteil am guten Saisonstart der Leverkusener, die bisher nur sieben Gegentreffer kassierten. Laut Seoane hat Kossounou eine große Zukunft vor sich: "Er hat das Potenzial für einen Leader", sagte der Schweizer vor Saisonbeginn.
Josko Gvardiol (RB Leipzig, 18,8 Millionen Euro Ablöse an Dinamo Zagreb)
Seine ersten Worte bei RB Leipzig ähnelten denen von André Silva: "Das ist alles noch komplett neu für mich. Ich brauche noch etwas Zeit, um alles zu adaptieren", warnte auch Josko Gvardiol vor zu großen Erwartungen. Im Gegensatz zu Silva konnte der als Links- und Innenverteidiger einsetzbare Kroate diese jedoch schneller erfüllen. Als Ersatz für den verletzten deutschen Nationalspieler Marcel Halstenberg glänzte der Nationalspieler zuletzt auf der linken Außenbahn und bringt dort auch mit der in dieser Saison gemessenen Höchstgeschwindigkeit von 34,6 km/h die nötige Schnelligkeit mit. Die DFL belohnte die Leistungen Gvardiols, der in acht von elf Pflichtspielen zum Einsatz kam, mit der Nominierung für die Auszeichnung zum Rookie des Monats September. Bei RB entwickelte sich Gvardiol im September zum Zweikämpfer (durchschnittlich 63 Prozent aller Duelle gewonnen) und Aufbauspieler (durchschnittlich 71 Ballbesitzphasen).
Ilaix Moriba (RB Leipzig, 16 Millionen Euro Ablöse an den FC Barcelona)
Der am letzten Tag der Transferperiode vom FC Barcelona (18 Pflichtspiele) verpflichtete zentrale Mittelfeldspieler ist bislang nur eine Investition in die Zukunft. Erst beim 3:0-Sieg gegen Bochum am Samstag gab der 18 Jahre alte Guineer sein Debüt für die Leipziger. Er wurde in der 79. Minute eingewechselt. "Er hat eine gute Entscheidung getroffen, herzukommen. Wenn er seine Qualitäten mit der Physis kombiniert, die man hier braucht, dann kann er ein richtig guter Fußballer werden", sagte Trainer Marsch nach dem ersten Einsatz des Talents und stellte Moriba weitere Minuten in Aussicht, wenn er sich noch mehr an die "Intensität in der Bundesliga" gewöhnt habe.
Marcel Sabitzer (FC Bayern, 15 Millionen Euro Ablöse an RB Leipzig)
Vom Kapitän von RB Leipzig zum Bankspieler beim FC Bayern München: Marcel Sabitzer dürfte sich nach seinem Last-Minute-Transfer zum Rekordmeister mehr Einsatzzeiten versprochen haben. Der Österreicher wurde in allen sechs Partien als Bayern-Profi jeweils nur eingewechselt und war noch an keinem Treffer beteiligt. Im Schnitt stand Sabitzer, den zu Beginn seiner Bayern-Zeit Adduktorenprobleme plagten, nur 25 Minuten auf dem Platz. "Kimmich und Goretzka machen das einfach sehr stark. Sabitzer hatte noch etwas Rückstand, hat in der Vorbereitung ja kaum trainiert", erklärte Coach Nagelsmann vor dem Heimspiel gegen Frankfurt (1:2) die aktuelle Situation des 27-Jährigen. Nagelsmann hatte während seiner Zeit in Leipzig ein enges Verhältnis zu Sabitzer und ist von den Qualitäten des vielseitig einsetzbaren Mittelfeldspielers überzeugt. "Er wird sich aber rankämpfen und wird früher oder später seine Startelf-Einsätze bekommen", betonte der Bayern-Trainer.
Mohamed Simakan (RB Leipzig, 15 Millionen Euro Ablöse an Racing Straßburg)
Eine Zweikampfquote von knapp 71 Prozent (ligaweit Platz drei), der mit 102 Aktionen erfolgreichste Zweikämpfer aller 18 Bundesliga-Klubs: Mohamed Simakan feierte bei RB einen gelungenen Einstand und ist einer der großen Gewinner unter Coach Marsch. In der Abwehr-Zentrale ist der 21 Jahre alte Franzose neben Willi Orban gesetzt. Nur einmal, am ersten Spieltag der Champions League gegen Manchester City, kam Simakan nicht zum Einsatz. Schon vor Saisonbeginn zeigte sich der Leipzig-Trainer vom Neuzugang begeistert: "Ich finde, er ist ein super Typ. Er stellt die richtigen Fragen, er möchte immer lernen auf dem Platz, er ist sehr fleißig, er ist ein richtig guter Mentalitätsspieler", sagte Marsch.
Gregor Kobel (Borussia Dortmund, 15 Millionen Euro Ablöse an den VfB Stuttgart)
Schon 13 Gegentore hat Borussia Dortmund in den ersten sieben Bundesliga-Spielen kassiert – für die meisten davon konnte Gregor Kobel nur wenig. Der 23-Jährige ist seit dieser Saison bei den Borussen ein sicherer Rückhalt. Der bisher in allen Pflichtspielen zum Einsatz gekommene Nationalspieler vereitelte bereits sieben Großchancen und liegt damit im ligaweiten Ranking auf Rang vier. Schuld an den vielen Gegentreffern hat somit eher die bisher noch wackelige BVB-Abwehr, die 15 Großchancen und damit ligaweit die drittmeisten zuließ. Bayern-Legende Stefan Effenberg sieht den jungen Keeper sogar als möglichen Nachfolger von Manuel Neuer beim FC Bayern an. "Du brauchst bei Bayern den besten Torwart – und den findest du eben in der Regel nicht im eigenen Verein und kannst ihn auch nicht dort aufbauen", schrieb Effenberg zuletzt bei t-online.de. "Aus heutiger Sicht kann es deshalb eigentlich nur einen Nachfolger für Neuer geben: Dortmunds Gregor Kobel, der sich in der kurzen Zeit beim BVB schon enorm weiterentwickelt hat."
Sebastiaan Bornauw (VfL Wolfsburg, 13,5 Millionen Euro Ablöse an den 1. FC Köln)
Sebastiaan Bornauw war beim VfL drauf und dran, den etablierten Innenverteidiger Jay Brooks aus der Startelf zu verdrängen, überzeugte vor allem beim Champions-League-1:1 gegen Sevilla, agierte entschlossen und zweikampfstark, mit gutem Gefühl für gefährliche Räume des Gegners. Trainer Mark van Bommel lobte den 22-Jährigen: "Er hat das sehr gut gemacht, haut sich jedes Mal rein. Er tut sich selbst weh, aber er tut auch dem Gegner weh – in positiver Art und Weise." Allerdings: Beim 1:3 gegen Gladbach am Samstag sah der Belgier bei denen beiden Blitz-Gegentoren (fünfte und siebte Minute) nicht gut aus, wurde zur Halbzeit leicht angeschlagen und Gelb-Rot-gefährdet ausgewechselt. Da auch Brooks (Rücken) nicht ganz fit ist und Top-Innenverteidiger Maxence Lacroix im nächsten Liga-Spiel gesperrt sein wird, ist das Rennen um die beiden Plätze in Wolfsburgs Innenverteidigung völlig offen. Was für Bornauw (in sieben der bisher zehn Pflichtspiele im Einsatz) spricht, erklärte sein Kölner Ex-Coach Friedhelm Funkel jüngst via Bild: "Obwohl Sebastiaan noch so jung ist, kann er ein ganzes Team nach vorne treiben und alle Mitspieler mitreißen."
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