Es war der aus Sicht des VfL Wolfsburg größte Aufreger beim 2:2 des VfL in Gladbach: 20 Minuten vor Schluss flog Maxence Lacroix mit Rot vom Platz, nachdem der Franzose den Ball als letzter Mann mit der Hand gespielt und damit eine klare Torchance der Borussen verhindert hatte. Das Spiel des Wolfsburger Fußball-Bundesligisten am Samstag (15.30 Uhr) gegen Union Berlin wird der Abwehrmann mindestens verpassen, was Trainer Florian Kohfeldt vor eine knifflige Aufgabe stellt - dem Coach gehen die Innenverteidiger aus.
Für Lacroix war es nach Gelb-Rot im Hinspiel gegen Gladbach sowie Rot in Leverkusen bereits der dritte Platzverweis in dieser Saison - das schafften vor ihm in der Bundesliga erst sieben weitere Spieler. Einer davon war Ex-VfLer Luiz Gustavo, der mit dreimal Gelb-Rot in der Saison 2013/14 die Wolfsburger Platzverweis-Rangliste bis Samstag alleine anführte. Übrigens: Vier Platzverweise in einer Spielzeit gab's in der fast 59-jährigen Bundesliga-Historie noch nie.
Was nun bei der Entscheidung in Gladbach für VfL-Frust sorgte, war nicht das Handspiel als solches, sondern die Entstehung. Denn Marcus Thuram hatte den Wolfsburger in Ringer-Manier zu Boden gezerrtm bevor dieser im Fallen den Ball mit der Hand wegschlug. Schiri Tobias Reichel entschied nach Videobeweis dennoch auf Rot. Das Entsetzen bei den Wolfsburgern war groß. Für Kohfeldt war es "keine Rote Karte, weil Thuram Maxence bis zum Schluss umklammert". Genauso sah es VfL-Sportdirektor Marcel Schäfer. "Maxence hat den Ball mit der Hand gespielt, weil er dachte, es ist ein klares Foul gegen ihn. Thuram reißt Maxence komplett runter."



Aber es gab auch andere Meinungen. "Kann man geben", meinte Mitspieler Max Kruse nach dem Abpfiff bei Sky, "Ich weiß nicht, was ihn da geritten hat..." Dem schloss sich Alexander Feuerherdt von dem Schiedsrichter-Podcast "Collinas Erben" an. "Beide gehen mit den Armen zu Werke, es ist nicht entscheidend, ob Thuram der Erste war." Die Frage sei vielmehr, "warum geht Lacroix mit der Hand zum Ball?! Unterlässt er das und geht zu Boden, hat er eine Chance darauf, dass er den Freistoß für sich bekommt. So verhindert er eine klare Torchance, daher halte ich den Eingriff für berechtigt."
Ob berechtigt oder nicht - Lacroix wird vorerst fehlen, jetzt muss Kohfeldt puzzlen, sollte der Coach an der Dreierkette festhalten wollen. An gestandenen Innenverteidigern hat der Trainer nur noch Sebastiaan Bornauw und Jay Brooks zur Verfügung. Denn: Mit Micky van de Ven (Oberschenkel-Verletzung) fällt Innenverteidiger Nummer 4 noch bis Ende März aus, erst dann soll der Niederländer wieder zum Team stoßen. Und Youngster Anselmo Garcia MacNulty ist noch ohne Bundesliga-Einsatz. Schäfer macht sich aber keine Sorgen. "Wir haben nach wie vor Spieler, die in einer Dreierkette spielen können", sagt der Sportdirektor. Eine davon heißt Kevin Mbabu, der diese Rolle schon des Öfteren in der schweizerischen Nationalmannschaft und zuletzt auch beim 2:2 in Bielefeld bekleidet hatte.
Eine andere Möglichkeit wäre eine Systemumstellung. "Ansonsten kann man auch über eine Viererkette nachdenken", bestätigt Schäfer. Mit vier Abwehrspielern hatte der VfL in Gladbach zu Ende gespielt und sich in der vergangenen Saison für die Champions League qualifiziert. "Es gibt mehrere Optionen", so der Sportdirektor.
Anzeige: Erlebe die Relegation zwischen dem Hamburger SV und VfB Stuttgart auf WOW und fiebere live mit!