Noch nie hat Tim Walbrecht in der 2. Liga gespielt. Nur elf Minuten durfte der 20-Jährige im DFB-Pokal gegen Leipzig mitmachen. Üblich wäre, die Einsatzzeit langsam zu steigern, vielleicht zunächst auf eine halbe Stunde. Aber es kam anders – er stand auf Schalke in der Startelf. „Wer sein Debüt auswärts vor 55 000 Zuschauern gibt, da kann man dann mit Sicherheit davon sprechen, dass er ins kalte Wasser geworfen wurde“, meint 96-Sportchef Marcus Mann.
Die Erklärung für die Aufstellung liefert der 96-Trainer. Christoph Dabrowski wollte „aus der Dreierkette“ in der Abwehr agieren. Mit Luka Krajnc hat der dritte Innenverteidiger jedoch seine Corona-Infektion noch nicht so weit überstanden, dass er hätte eingesetzt werden können. Schon Anfang der vergangenen Woche stand fest, dass Krajnc nicht zur Verfügung steht.



Damit blieb neben Marcel Franke und Julian Börner nur Walbrecht. Auch weil er mit 1,88 Metern groß genug ist, um bei Kopfballduellen nach den erwarteten Flanken zu bestehen.
Der erste Versuch misslang ihm allerdings gleich, er verursachte unnötig per Kopf einen Eckball. Vermutlich war’s der Nervosität geschuldet. Walbrecht fing sich aber schnell und leistete sich keinen entscheidenden Fehler. „Er hat ein hervorragendes Spiel gemacht vor so einer Kulisse und seine Aufstellung absolut gerechtfertigt“, lobt Dabrowski.
Gegenspieler Terodde trifft diesmal nicht
Dabei hätte es kaum schwerer für das Talent kommen können. Mit Simon Terodde hatte Walbrecht den besten Torschützen der 2. Liga aller Zeiten als Gegenspieler. Terodde traf aber diesmal nicht.
Dabrowski hat den Vorteil, Walbrecht aus der U23 zu kennen. So scheint mit dem 43-Jährigen generell der Weg aus der Akademie zu den Profis durchlässiger zu werden. Walbrecht kann auch im defensiven Mittelfeld spielen.
Bilder vom Spiel der 2. Bundesliga zwischen dem FC Schalke 04 und Hannover 96
Er hat die Reifeprüfung bestanden und eröffnet sich damit eine langfristige Perspektive bei den Profis. „Nach dem Spiel kann man bei Tim von einer ernsthaften Alternative sprechen“, sagt Mann.
Walbrecht dürfte damit als einer der notwendigen vier Innenverteidiger für die nächste Saison eingeplant werden. Sein 96-Vertrag läuft bis 2023. Bereits 2013 wechselte er von der JFC Allertal zu 96. Er durchlief die Juniorenteams, war in der vergangenen Saison zu Wehen Wiesbaden ausgeliehen. Er spielte beim Drittligisten aber selten wegen einer langwierigen Verletzung.
Bei der U23 ist er Stammspieler, und jetzt hat er sich auch für die Profis wärmstens empfohlen.