30. April 2019 / 12:12 Uhr

Holstein Kiel treibt die Personal-Planungen voran

Holstein Kiel treibt die Personal-Planungen voran

Niklas Schomburg
Kieler Nachrichten
Zufrieden mit der Entwicklung der Mannschaft, aber dennoch immer auf der Suche nach Verstärkungen: KSV-Sportchef Fabian Wohlgemuth.
Zufrieden mit der Entwicklung der Mannschaft, aber dennoch immer auf der Suche nach Verstärkungen: KSV-Sportchef Fabian Wohlgemuth. © Uwe Paesler
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Nach vielen Spielen des Fußball-Zweitligisten Holstein Kiel in der Rückrunde läuft derselbe Abspann. Und wie schon zuvor war es im Duell mit dem SV Sandhausen (2:3) weniger das Drehbuch, das ein Happy End verhinderte, sondern vielmehr die „Outtakes“. Wöchentlich grüßt das Murmeltier – das muss laut den Verantwortlichen auch Konsequenzen haben.

„Ich kann leider immer nur über dasselbe reden, es tut mir leid“, sagte ein konsternierter Störche-Chefcoach Tim Walter nach der Partie. Und auch Innenverteidiger Hauke Wahl, selbst Initiator des zweiten Kieler „Eigentors“, befand: „Das sind die Fehler, die uns durch die ganze Saison begleiten. Und da ist es logisch, dass du nicht jedes Spiel noch drehen kannst.“ Da halfen auch die guten Kritiken des SVS in Persona Trainer Uwe Koschinat („Kiel war klar überlegen, mir imponiert ihre Spielweise sehr“) nichts. „Beim ersten Gegentor ist es Stefan Thesker, beim zweiten Hauke Wahl, beim dritten steht Janni Serra einfach nur daneben“, sagte Walter, der die Entscheidung pro Thesker laut eigener Aussage erst kurz vor der Spielbesprechung getroffen hatte. „Die ist nicht nur aufgrund der Trainingsleistung gefallen, Dominik Schmidt hat in den letzten Spielen auch viele Fehler gemacht. Das zieht sich durch die Saison, egal, wer spielt“, so der Coach.

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Bilder von der Zweitliga-Partie zwischen dem SV Sandhausen und Holstein Kiel

Zweikampf zwischen Sandhausens isländischen Nationlspieler Rurik Gislason (li.) und dem Kieler László Bénes. Zur Galerie
Zweikampf zwischen Sandhausens isländischen Nationlspieler Rurik Gislason (li.) und dem Kieler László Bénes. ©

Tim Walter: „Die Frage ist: Auf wen kann ich bauen?"

Walter scheint die Schnitzer seiner Profis ein Stück weit leid zu sein. Und stellt die Charakterfrage. „Das hat auch mit Drucksituationen zu tun, mit denen man nicht umgehen kann“, erklärte Walter nicht nur mit Blick auf zum wiederholten Male patzenden Thesker. Verursacht das Kieler Spielsystem zu viel Risiko? Passt es nicht zu den Störchen oder die Störche nicht zum System? „Unser Matchplan ist gut, aber du bist abhängig von der Qualität der Spieler. Da spielt auch die Mentalität eine Rolle“, sagt Walter. „Die Frage ist: Auf wen kann ich bauen? Und da müssen wir auch gucken, dass wir auf den Positionen, die mir wichtig sind, etwas ändern.“

Eine klare Ansage, auch in Richtung Kaderplanung und Fabian Wohlgemuth. Dem Sportlichen Leiter der KSV ist das Missverhältnis zwischen Aufwand und Ertrag, Offensive und Defensive selbstredend nicht entgangen. „Es gibt gerade noch zwei Teams in dieser Liga, die mehr Tore geschossen haben als wir. Insofern darf man ganz generell festhalten, dass wir mit Blick auf die Punktebilanz in unserer Strategie noch effektiver sein müssen“, erklärte der 40-Jährige. Denn die Kieler Schattenseite ist mittlerweile: Hinter der drittbesten Offensive der Liga steht die fünftschlechteste Defensive. „In Sandhausen ging es um individuelle Aussetzer, also keine taktischen Fehler oder solche, die durch das Spielsystem hervorgerufen wurden“, so Wohlgemuth, der Stefan Thesker in Schutz nahm. „Fehler gehören dazu – dass die in dieser Saison in so einer Häufigkeit passieren, ist enorm unglücklich. Aber es geht hier nicht um einzelne Spieler, sondern immer um das gesamte Team. Ja, unser Spielsystem fordert von jedem ein Höchstmaß an Konzentration über 90 Minuten. Ich sehe aber über die gesamte Spielzeit einen erfolgreichen Lernprozess und keinen Spieler, der grundsätzlich überfordert wäre.“

Nach der fünften Niederlage in den vergangenen acht Spielen läuten dennoch die Alarmglocken – zumindest leise. „In dieser Saisonphase werden Kader geplant, Verhandlungen geführt, auch über neue Verträge“, sagt Wohlgemuth. „Das spielt in den Köpfen mancher Spieler natürlich eine Rolle. „Dennoch gehört es zur Professionalität, diese Gedanken beiseite zu legen, sobald man das Spielfeld betritt.“

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Im Storchennest hinterfragen sie sich und jeden einzelnen. Ein Film ist nur so gut wie Drehbuch und Cast gleichermaßen. Und: Das Ende ist wichtig für das Einspielergebnis. Je besser der Tabellenplatz, desto mehr TV-Geld kassiert die KSV in der kommenden Saison. „Für den Verein spielt das natürlich eine Rolle“, sagt Wohlgemuth. „Aber für die Spieler weniger. Natürlich will kein Spieler die Erwartungen der Fans und des Vereins enttäuschen, aber vor allem geht es darum, den eigenen Ansprüchen gerecht zu werden.“

Die sind im Laufe der Spielzeit gestiegen. Dennoch: „Bei der Betrachtung unserer Saisonleistung darf unsere Ausgangssituation mit ihren zahlreichen Umbrüchen nicht außen vor bleiben. So gesehen sind wir mit der Gesamtentwicklung zufrieden und wollen in den verbleibenden Spielen positiv nachlegen“, so Wohlgemuth. „Man nimmt ja auch immer etwas aus der alten Saison in die neue mit.“ Der Cliffhanger für Teil drei der Kieler Zweitliga-Trilogie soll nach dem Willen der Macher ein Feuerwerk sein. „Wir wollen auch für unsere Fans alles geben“, sagt Jonas Meffert.

Oft kann die Fortsetzung nicht das halten, was der erste Teil verspricht. Das ist bei Holstein anders. „Als ich hergekommen bin, hieß es, ,Ihr steigt eh ab’ – jetzt haben wir so viele Punkte und wollen das gut zu Ende bringen“, sagt Meffert. Für ein Happy End – und weitere Fortsetzung des ganz eigenen Kieler Zweitliga-Blockbusters.

Der Saisonverlauf von Holstein Kiel in der Zweitliga-Spielzeit 2018/19.

1. Spieltag: Holstein Kiel startet mit einem Paukenschlag in die Saison und gewinnt beim Hamburger SV mit 3:0. Die Tore für die Störche erzielen Jonas Meffert (56.), David Kinsombi (78.) und Mathias Honsak (90.+3). Zur Galerie
1. Spieltag: Holstein Kiel startet mit einem Paukenschlag in die Saison und gewinnt beim Hamburger SV mit 3:0. Die Tore für die Störche erzielen Jonas Meffert (56.), David Kinsombi (78.) und Mathias Honsak (90.+3). ©

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Diese Spieler haben Holstein Kiel in der Vergangenheit geprägt:

Von 2018 bis 2021 stand Janni Serra bei Zweitligisten Holstein Kiel unter Vertrag. In dieser Zeit kam der Stürmer 91 Mal zum Einsatz und erzielte 35 Tore. Nach seinem Vertragsende bei Holstein Kiel wechselt Serra zur Saison 2021/22 in die Bundesliga zu Arminia Bielefeld. Zur Galerie
Von 2018 bis 2021 stand Janni Serra bei Zweitligisten Holstein Kiel unter Vertrag. In dieser Zeit kam der Stürmer 91 Mal zum Einsatz und erzielte 35 Tore. Nach seinem Vertragsende bei Holstein Kiel wechselt Serra zur Saison 2021/22 in die Bundesliga zu Arminia Bielefeld. ©

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