Er hat mit dem VfL schon zweimal Abstiegskampf durchgemacht, sowohl 2017 als auch 2018 rettete sich der Wolfsburger Fußball-Bundesligist erst in der Relegation. Parallelen zu damals sieht Maximilian Arnold aber nicht, der Mittelfeldmann ist sich sicher, dass es in diesem Jahr nicht so weit kommt und erklärt auch, woher sein Optimismus rührt.
Nur noch zwei Pünktchen trennen den VfL als Tabellen-15. vom Relegationsplatz 16, drei Zähler sind es bis zum ersten Abstiegsplatz. Dass die Wolfsburger nach drei erfolgreichen Jahren mit den Plätzen sechs, sieben und vier nun in dieser misslichen Lage sind, kann sich Arnold auch nur schwer erklären. "Vielleicht haben wir nach dem letzten Jahr gedacht, wir müssen nicht mehr ganz so viel machen", sagt der VfL-Rekordspieler ehrlich. "Dann kam die Herausforderung mit der Champions League dazu, einige Spieler haben nicht mehr ihre Leistungen wie in der Vorsaison abgerufen. Und dann kommt man in so eine Situation."



Die "gefährlichen" Plätze sind nicht mehr weit weg. Kommt es so wie vor vier, beziehungsweise fünf Jahren. Arnold glaubt nicht daran, denn: "Von der Einstellung her und wie sich die Leute mit der Situation beschäftigen" sei die jetzige Lage mit der von damals gar nicht zu vergleichen. Vor einigen Jahren "waren nicht die 100 Prozent da, um alles für den Erfolg zu tun. Jetzt habe ich dieses Gefühl nicht so."
Damals hatte der Fast-Abstieg seines Herzensvereins, für den Arnold schon seit der B-Jugend kickt, einiges in ihm ausgelöst. Erst setzte sich der VfL mit zwei 1:0-Siegen gegen Eintracht Brauschweig durch, im Jahr darauf behielt der Klub aus der VW-Stadt gegen Holstein Kiel die Oberhand. Wolfsburgs Nummer 27 hatte im Nachhinein offen und ehrlich darüber gesprochen, dass ihn die Krise beschäftigt und auch ein Stück weit gehemmt hat. "Im ersten Relegationsjahr hat mich das ganz schön getroffen", unterstreicht Arnold heute, "weil es vorher immer nur nach oben ging und dann eben nach unten. Das muss man erst mal verarbeiten."
Im zweiten Jahr habe ihm die Erfahrung geholfen, entspannter mit der Situation umzugehen. Und inzwischen ist der 27-Jährige weiter gereift, es ärgere ihn zwar "nach wie vor, wenn wir nicht gewinnen. Aber ich gehe da noch ruhiger ran. Das liegt vielleicht auch daran, dass ich jetzt eine Familie habe und die Tür hinter mir zumache und dann nicht mehr der Spieler Max Arnold, sondern der Papa bin. Diesen Ausgleich genieße ich sehr."
Seine Erfahrungen von damals kann er nun an die jungen Spieler, die so etwas mit dem VfL gerade zum ersten Mal erleben, weitergeben. "Ich erlaube mir nicht, jedem zu sagen, dass ich so eine Situation schon mal erlebt habe und deswegen weiß, wie es richtig geht", sagt Arnold zwar. "Aber ich versuche schon, auf dem Platz Ruhe auszustrahlen und noch häufiger anspielbar zu sein." Arnold nimmt die Situation also an, geht vorweg und versucht alles, um mit dem VfL den Turnaround zu schaffen. Dass die Rettung ohne Relegation gelingt, da ist sich Arnold sicher, "weil wir noch ein paar Spiele vor der Brust haben, weil wir Qualität haben und weil die Formkurve in den letzten Partien nach oben gezeigt hat".
Dass die Wolfsburger am Donnerstag gemeinsam Paintball spielen waren, sei "gut" für den Zusammenhalt gewesen, "vielleicht hat jeder mal ein bisschen Frust abbauen können", sagt Arnold. "Aber entscheidend ist immer noch, was auf dem Platz passiert." Daher sei es aus seiner Sicht "Quatsch, wenn man sich hinter dem Thema Teamgeist versteckt. Das ist für mich oft ein Alibi. Es war in der letzten Saison auch nicht so, dass wir ständig etwas gemacht haben – eigentlich gar nichts", betont Arnold. Vieles war auch wegen Corona nicht möglich, trotzdem stimmten die Resultate.
Momentan stimmen sie nicht, seit elf Liga-Spielen wartet der VfL auf einen Sieg, in den vergangenen vier Partien gab's nicht mal ein Tor. Trainer Florian Kohfeldt wackelt, Manager Jörg Schmadtke hatte das Spiel in einer Woche gegen Greuther Fürth als "Endspiel" betitelt, "nicht nur für den Trainer, sondern für alle". Arnold ist sich sicher, dass das bei allen in der Mannschaft angekommen ist: "Ich denke noch nicht pausenlos an Fürth. Meine Aufgabe ist es, dann beim Spiel voll und ganz da zu sein. Aber wir wissen, worauf es ankommt."
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