Eigentlich kommt Hansa-Profi Kevin Schumacher (24) aus der Nähe von Hameln, doch die drei Fußball-Jahre in Hannover haben ihn geprägt. Erst zwei bei Germania Egestorf/Langreder (2016 bis 2018), vergangene Saison kickte er dann für Havelse in der Regionalliga und schoss sogar das entscheidende Tor beim Aufstiegsrückspiel. Sein Trainer beim TSV: kein Geringerer als Ex-96-Coach Jan Zimmermann. Nach seiner Entlassung bei 96 habe Schumacher allerdings "keinen Kontakt mehr zu Zimbo" gehabt. "Ich wollte ihn nicht zusätzlich belasten und das ist eben auch normal im Profigeschäft. Seinen Co-Trainer Jens Jansen habe ich aber mal zufällig in Hannover in der Stadt getroffen. Da haben wir natürlich auch gesprochen und uns mal ausgetauscht."
Bei 96 spielte er zwar nie, das Heimspiel seines neuen Klubs Rostock gegen die Gäste aus Hannover am Freitag (18.30 Uhr) ist für ihn aber trotzdem ein ganz besonderes. Kein Wunder, denn: „Wenn ich Zeit habe, verbringe ich immer noch gefühlt jedes Wochenende in Hannover, wegen meiner Freundin“, verrät der Flügelspieler, „und viele meiner Freunde sind auch in Hannover.“ Darunter gibt es den einen oder anderen 96-Fan, mit Frotzeleien oder Ergebniswünschen halten die sich aber zurück vorm Aufeinandertreffen an der Ostsee, bestätigt der Profi: „Die drücken mir sogar eher die Daumen.“
Die Stimmen zum Drittligaliga-Aufstieg des TSV Havelse:
Schumacher lebt seinen Profitraum
Bei Schumachers Heimspiel gegen die „Wahlheimat“ können sie trotzdem nur am TV mitfiebern: Auch in Rostock gibt es fürs Erste nur noch Geisterspiele: „Es ist schade, dass wir keine Fans dabeihaben können, aber wir freuen uns trotzdem auf jedes einzelne Spiel.“ Besonders Schumacher selbst, es sei schließlich trotzdem noch die 2. Liga, Profifußball: „Für mich ist das immer noch ein bisschen surreal, dass ich jetzt in der 2. Liga spiele. Das ist ein Abenteuer.“
Der 24-Jährige lebt seinen Profitraum – und wie. Nach dem Wechsel im Sommer von Regionalligameister Havelse zu Zweitligaaufsteiger Rostock ist Schumacher überraschend schnell eine wichtige Kraft geworden, zwischen Edeljoker und Stammkraft. Ob es ihn überrascht habe, wie leicht es mit dem Übergang in den Profifußball ging? Schumacher lacht. „Also leicht würde ich das nicht nennen. Ich musste mir das schon hart erarbeiten.“ Es laufe schließlich alles deutlich schneller, „technisch und taktisch ist es viel anspruchsvoller, physisch, vom Kopf her“, zählt er auf. Entwicklungspotenzial sieht er deshalb noch „in allen Bereichen. Ich glaube, ich habe das bisher gut gemeistert und die Vorgaben des Trainers ganz gut umgesetzt. Aber da ist viel Luft nach oben. Man merkt mir den Regionalliga-Spielstil manchmal noch an.“
"Ich bleibe demütig und weiß, wo ich herkomme"
Rostocks Trainer-Ikone Jens Härtel setzt aber auf den Durchstarter. Der Coach dankt ihm die harte Arbeit mit Einsatzzeit, auch sieben Startelfeinsätze waren in der Hinrunde dabei. Den Stammplatz ist Schumacher nach einer schwächeren Leistung gegen Hamburg (0:3) zwar fürs Erste wieder los, eine Katastrophe sei das aber nicht, findet der 24-Jährige: „Ich bin keiner, der nach siebenmal Startelf jetzt sagt: Ich muss jedes Spiel oder immer von Anfang an spielen. Das Wichtigste ist, dass ich der Mannschaft helfen kann. Wenn ich dafür von der Bank komme, ist das völlig okay. Ich bin und bleibe demütig und weiß, wo ich herkomme.“ Gleichwohl tue er „alles, um mich für die Startelf zu empfehlen. Wer das nicht tut, ist im Profifußball auch irgendwie fehl am Platz.“
Immerhin drei Tore hat Schumacher schon aufgelegt, ein eigener Treffer ist ihm aber noch nicht gelungen. Ein Premierentor gegen 96, das würde ihm durchaus gefallen – „aber nur, wenn wir auch gewinnen. Natürlich würde ich mich freuen, wenn ich treffe. Aber das bringt ja nicht viel, wenn wir dann nichts mitnehmen.“
Anzeige: Erlebe die Relegation zwischen dem Hamburger SV und VfB Stuttgart auf WOW und fiebere live mit!