Lennart Brandenburg bleibt Trainer des TSV Heiligendorf II, Tim Freitag kehrt nach einem Jahr beim SV Wagenhoff (1. Kreisklasse Gifhorn C) als Spieler zum Wolfsburger Kreisklassisten zurück. Eigentlich eine alltägliche Meldung aus den heimischen Fußball-Kreisen. Aber dahinter steckt noch mehr, und zwar eine kuriose Konstellation: Vor wenigen Jahren, damals noch im Team der SG Heiligendorf/Mörse II, war Brandenburg unter Freitag Spieler. Jetzt haben sie ihre Rollen einmal getauscht. Für die beiden, die sich aber schon lange kennen und gut verstehen, ist das kein Problem.
"Es war schon in der letzten Saison ungewöhnlich, dass mit mir ein 21-Jähriger eine Herren-Mannschaft übernimmt", ergänzt Brandenburg die ohnehin schon kuriose Konstellation mit einem Schmunzeln. "Ich bin eingesprungen, als Tim gegangen war." Dass er jetzt noch ein Jahr als Trainer dranhängt, sei für ihn keine leichte Entscheidung gewesen - obwohl ihm der Verein und das Team extrem am Herzen liegen. "Ich bin dazu auch dritter Vorsitzender, spiele auch selbst noch, mit dem Trainer-Amt dazu bedeutet das für mich Fußball jeden Tag."



Fichtenfuchs als Tattoo
Aber als Spartenleiter Marco Paetz auf ihn zugekommen ist, konnte er auch nicht nein sagen, wollte die Entscheidung der Mannschaft überlassen und weitermachen, wenn das Team bestehen bleibt - das Feedback aus der Truppe war jeweils positiv. "Wir sind hier ein eingeschworener Haufen, vor Corona waren wir praktisch jeden Tag zusammen." Und für ihn gibt es sowieso keinen anderen Verein, keine andere Mannschaft neben den Fichtenfüchsen, wie sich das Team selbst nennt. "Ich habe mir den Fichtenfuchs sogar tätowieren lassen", sagt Brandenburg stolz. Vereins-Liebe, die unter die Haut geht.
Auch wenn er noch selbst etwas kickt, will der Coach kein Spielertrainer sein. Er spielt bei den Alt-Senioren mit, "mit meinen zarten 21 Jahren", wie Brandenburg mit einem Lachen verrät. "Ich habe mich schwer am Knie verletzt, habe zwischendurch auch mal zwei Jahre ausgesetzt, wollte deshalb als Spieler kürzertreten." Als er dann für Freitag übernahm, war das Trainer-Dasein aber keineswegs Neuland für ihn. Bereits dreieinhalb Jahre lang waren er und Freitag gemeinsam als Jugend-Coaches im Klub aktiv. "Wir wissen, wie wir ticken", sagt Brandenburg, der sich über die Rückkehr des Ex-Trainers als Rechtsverteidiger freut. "Er wird uns fußballerisch weiterhelfen, ich bin sehr froh, dass er wieder da ist." Und, so der Coach mit einem Lachen: "Jetzt kann ich ihm all die Male heimzahlen, die er mich damals nicht aufgestellt hat."
Freitag lobt den Zusammenhalt
Klare Ansage, klare Rollenverteilung. Aber Freitag sieht's genauso und sagt mit einem Schmunzeln: "Ich bin jetzt auch schon 30, will vier bis fünf Jahre einfach nur spielen. Das ist alles kein Problem für mich." Am Trainer-Stuhl will er nicht sägen, ganz im Gegenteil. "Ich habe kein Interesse, wieder Spielertrainer zu sein. Das schlaucht schon. Dazu haben wir jetzt auch ein Kind, dazu die langen Fahrten. Das ist schon zeitintensiv." Wegen seiner Familie hatte es den Heiligendorfer nämlich nach Wagenhoff gezogen, dort wohnt er auch weiterhin.
Fußballerisch war er im Kreis Gifhorn nicht heimisch geworden, deshalb der erneute Wechsel. "Ich hatte auch ein Angebot von einem anderen Team als spielender Co-Trainer", sagt Freitag. Doch für ihn stand fest: "Wenn ich wechsele, dann nur nach Heiligendorf." Denn auch der Ex-Trainer hat eine besondere Bindung zu seinem TSV. "So einen Zusammenhalt wie in Heiligendorf habe ich noch nirgendwo erlebt."