Er ist athletisch, er ist tätowiert – und er ist immer da, wenn man ihn braucht. Insbesondere nach den Abgängen von James Dickey und Zack Bryant hat der Texaner Jeff Roberson im Team des Basketball-Bundesligisten BG Göttingen seine Rolle gefunden. Der 25-Jährige setzt seitdem auch offensiv Akzente, und das sehr zur Freude von Headcoach Roel Moors. Darüber hinaus ist Roberson unheimlich wichtig für den Zusammenhalt des Teams – unter anderem deshalb hatte sich Moors vor der Saison für ihn entschieden.
Spieler, die sich kompromisslos in den Dienst der Mannschaft stellen, werden im Basketball als „glue guy“ bezeichnet, denn sie sind sozusagen der Kleister, der das Gebilde zusammenhält. „Für Jeff kommt das Team an erster Stelle“, hatte Moors bei der Vorstellung des Forwards klargestellt. „Das ist eine Art Label, das mich seit der College-Zeit begleitet. Ich steuere halt bei, was immer das Team von mir benötigt“, sagt Roberson. „Ich spiele als Guard, ich spiele defensiv, ich spielte zuletzt auch als Center, was ich niemals gedacht hätte. Es macht mir nichts aus, ich versuche einfach nur, der Mannschaft zu helfen. Wichtig ist, dass wir gewinnen und am Ende der Saison alle davon profitieren.“
An Göttingen schätzt Roberson die familiäre Atmosphäre
Roberson kommt aus Houston, einer Stadt in Texas mit 2,3 Millionen Einwohnern. Dagegen mutet Göttingen regelrecht beschaulich an, trotzdem hat die Leine-Stadt für den 1,98 Meter großen Spieler ihren Reiz. „Die Stadt ist etwas kleiner, aber dafür familiär, und man ist sofort gut vernetzt. Ich mag Göttingen sehr und habe mich mittlerweile sehr gut eingelebt“, sagt der Basketballprofi.
Dazu tragen auch die beiden Hunde Callie und Chloe bei, mit denen er regelmäßig in seiner Nachbarschaft beim Gassigehen zu sehen ist. Es komme durchaus vor, dass Leute ihn erkennen und ihm dann bei einer anderen Gelegenheit davon berichten: „Hey, ich habe dich mit deinen beiden Hunden gesehen!“ Callie und Chloe kämen genauso wie er aus Houston, und so sei die Kälte für sie ziemlich gewöhnungsbedürftig gewesen. „Das erste Mal haben sie mich angeguckt, als wollten sie sagen: Komm’, lass uns wieder reingehen!“

Wenn Herrchen weg ist, sei es zum Training oder zu Spielen, kümmert sich seine Freundin Megan um die Hunde. Allerdings ist sie in der Regel in Houston, wo sie als Krankenschwester tätig ist. Weil sie in Corona-Zeiten im Krankenhaus dringend gebraucht wurde, konnte sie auch nicht über Weihnachten in Göttingen sein. In diesen Zeiten kann Roberson seine Hunde per App überwachen.
„Es ist schon ziemlich hart, wenn du auf dich allein gestellt bist“, sagt der BG-Forward. „Du zählst die Tage runter, bis du einen von deiner Familie oder deine Freundin wieder siehst. Aber wenigstens habe ich die Hunde.“ Robert hat neben Stiefbrüdern noch einen jüngeren Bruder, dessen Weg bei einer Körpergröße von 2,04 Metern vorgezeichnet gewesen sei – er spielt ebenfalls Basketball. Kein Wunder, kommen die Brüder doch aus einer basketballbegeisterten Familie mit einem Vater und einer Mutter, die beide gespielt haben.
In seiner Zeit an der Vanderbilt University in Nashville im US-Bundesstaat Tennessee ging Roberson zwischen 2014 und 2018 in 132 Partien für die Vanderbilt Commodores auf Korbjagd. Im Anschluss unterschrieb er einen Vertrag beim NBA-Team Boston Celtics, schaffte es aber nicht in den endgültigen Kader. In der NBA G-League spielte er für die Maine Red Claws und Greensboro Swarm mit einer Unterbrechung von 17 Spielen in der ersten polnischen Liga für Sopot, wo er die Saison 2019/20 begann. In Greensboro zählte Ex-Veilchen Tai Odiase zu seinen Mitspielern.
„Der amerikanische Basketball unterscheidet sich schon ziemlich vom europäischen Basketball“, unterstreicht Roberson, der sich in der BBL aber durchaus wohl fühlt. „Die Coaches bereiten ihre Teams sehr gut vor, sodass man mit einer guten Strategie in die Spiele geht. Es gibt keine einfachen Spiele, es gibt keine einfachen Gegner, der Wettbewerb ist ziemlich hart. Das mag ich.“
Dass er in der BBL so gut zurechtkommt, hängt aber vor allem auch mit seinen Mitspielern zusammen, betont der US-Amerikaner. „Keiner von uns nimmt sich selbst zu wichtig, wir kommen im Spiel, aber auch abseits des Parketts sehr gut miteinander aus. Das ist in europäischen Ligen, in denen oftmals viele Nationalitäten miteinander auskommen müssen, nicht selbstverständlich“, sagt er.
„Es ist seltsam, wenn du hochguckst und leere Ränge siehst“
Einen Eindruck davon, wie viel zusätzliche Energie die Fans dem Team bescheren können, hat Roberson im Heimspiel gegen den FC Bayern in einer vollbesetzten Sparkassen-Arena erhalten – eine Erfahrung, die der 25-Jährige gern öfter machen würde. Momentan lässt die aktuelle Corona Verordnung allerdings gerade einmal 500 Zuschauer zu. „Es ist seltsam, wenn du hochguckst und leere Ränge siehst. Aber es ist immer noch besser, wenn wenige Zuschauer da sind, als wenn die Halle ganz leer ist“, sagt Roberson.



Die Veilchen in der Saison 2021/22 mit ihrem guten und erfolgreichen Teambasketball hätten sicherlich mehr Zuschauer verdient, das sieht auch Roberson so, und deshalb fällt sein Ausblick ziemlich optimistisch aus: „Wir können ziemlich viel erreichen“, sagt der Forward und fügt hinzu: „Wir glauben an uns, und wir glauben, dass wir die Playoffs erreichen können.“ Was ist das Erfolgsgeheimnis der Veilchen in der laufenden Saison? „Bei uns stimmt einfach die Chemie. Jeder will gewinnen, und jeder freut sich, wenn dem anderen was gelingt.“ Mittendrin befindet sich der „glue guy“ Jeff Roberson, der „Kleber-Typ“, der das Team zusammenhält.
Wie die BG Göttingen am späten Freitagnachmitttag mitteilte, muss die Heimpartie der Veilchen gegen die MLP Academics Heidelberg, geplant am Sonnabend um 18 Uhr in der Sparkassen-Arena, kurzfristig verlegt werden. "Nach
positiven Antigen-Schnelltests auf das Corona-Virus im Team und dessen direkten Umfeld ergaben die zur
Sicherheit durchgeführten PCR-Tests am heutigen Freitag, dass insgesamt fünf Göttinger Spieler mit dem
Corona-Virus infiziert sind", berichtete die BG. "Da der BG nun weniger als acht Stammspieler zur Verfügung stehen, stellten
die Südniedersachsen gemäß den Regularien einen Antrag auf Spielverlegung, der von der Liga genehmigt
wurde."
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