Beim Schlusslicht der Kreisliga Ost, dem SV Heringsdorf, gibt es einen Trainerabgang zu vermelden. Hans-Ferdinand Köhler, der das Amt beim SVH seit Saisonbeginn bekleidete und zuvor für den Oldenburger SV II tätig war, hat sich dazu entschieden, sein Engagement im Verein mit sofortiger Wirkung zu beenden. Diesen Entschluss teilte der in Heiligenhafen ansässige Anwalt dem Vorsitzenden und Fußballobmann Karsten Jark direkt im Anschluss an das Testspiel gegen den SC Kaköhl (0:1) am 27. Februar mit.
Kein böses Blut zwischen Köhler und dem SV Heringsdorf
Wie Jark am Sonntagabend bestätigte, wird er in der gesamten Rückrunde selbst als Interimstrainer zur Verfügung stehen und hält diesen Schritt als die deutlich sinnvollere Lösung als extern jemand Neuen ins Boot zu holen. "Ich würde schon sagen, dass ich relativ dicht an den Jungs dran bin", so der Vorsitzende. Zum Ausscheiden des bisherigen Übungsleiters sagt er nur: "Wir als Verein akzeptieren die Entscheidung von Hansi und hätten gerne mit ihm weitergemacht. Er hat versucht, die mit Sicherheit auch nicht ganz einfachen Bedingungen bei uns anzunehmen. Ich kenne ihn seit 20 Jahren und wir gehen jetzt nicht im Groll auseinander."



"Es macht keinen Sinn, bestimmte Dinge zu trainieren, wenn die Spieler, die es angeht, entweder nicht zum Training kommen oder am Sonntag anderes vorhaben"
"Hansi" Köhler gibt die Gründe für das Niederlegen des Trainerjobs wie folgt an: "Unmittelbar nach unserem Vorbereitungsspiel gegen Kaköhl habe ich Karsten gesagt, dass ich angesichts der Vorkommnisse im und vor dem Spiel die Mannschaft nicht weiter trainieren möchte. Karsten hat das sofort akzeptiert. Es gab kein böses Wort und keine Vorwürfe. Wie jeder Trainer einer ersten Mannschaft habe ich gewisse Ansprüche an mich und an die Mannschaft. Beides deckte sich leider nicht. So verlange ich, dass die Spieler, mit denen ich unter der Woche trainiere, auch am Spieltag erscheinen - und umgekehrt. Es macht keinen Sinn, bestimmte Dinge zu trainieren, wenn die Spieler, die es angeht, entweder nicht zum Training kommen oder am Sonntag anderes vorhaben. Des Öfteren war es sogar so, dass 30 Minuten vor Spielbeginn nicht klar war, wer denn überhaupt dabei ist. Die Mannschaft in der jetzigen Zusammenstellung - ich meine damit in der Zusammenstellung seit Ende der Winter-Wechselfrist - gehört für mich zu den besten fünf der Kreisliga. Scheinbar auch ohne Training, wie der heutige Spieltag zeigt. Davon bin ich überzeugt. Da hat Karsten in der Winterpause alle meine Wünsche vollends erfüllt. Trotzdem war für mich die Vorbereitung in der Winterpause und die Einstellung in den Vorbereitungsspielen unterirdisch. Wie man heute sieht, reicht diese Trainings- und Spieleinstellung jedoch, um dem Tabellenzweiten ein Unentschieden abzutrotzen - und das 45 Minuten in Unterzahl. Tolle Leistung. Entweder ist die Kreisliga also so schlecht, die jetzige Heringsdorfer Mannschaft so gut oder ich war der falsche Trainer am falschen Ort zur falschen Zeit. Sicherlich trifft alles ein bisschen zu. Ich fahre immer gerne zum Training und glaube auch, dass gewisse mannschaftliche Abläufe im Spiel sich nicht unerheblich verbessert haben. Aber die Grundeinstellung einiger Spieler und deren Verhalten deckt sich leider einfach nicht mit meinen Ansprüchen. Trotzdem freue ich mich sehr über den heutigen Erfolg in Selent und bin überzeugt, dass in dieser Saison noch alles möglich ist. Dass diese neu formierte Heringsdorfer Mannschaft absteigt, steht noch lange nicht fest."
Neuzugang Mark Martel mit Elfmetertor
Die erste Herren der Heringsdorfer wurde nach den unschönen Vorfällen aus dem Spiel gegen die SG Insel Fehmarn (wir berichteten) vom Kreisverband Ostholstein bis zum 31. Oktober vom offiziellen Spielbetrieb ausgeschlossen. In der Kreisliga Ost stand man bis Samstag ohne Punkte da und somit folglich am Tabellenende. Zur Rückrunde konnten unter anderem mit Mark Martel (TSV Lensahn), Slavoljub Kostic (SC Cismar) und Achraf Bouguedrou (TSV Neustadt) einige neue Spieler vom Projekt Heringsdorf überzeugt werden. Gegen den TSV Selent, der gerne in die Verbandsliga aufsteigen möchte, ging man in der 31. Minute durch einen verwandelten Handelfmeter von Mark Martel in Führung. Nachdem TSV-Goalie Lennart Sörnsen den Ball verfehlt hatte, konnte Khadar Abdullahi (54.) komplett unbedrängt zum 2:0 einschieben. Zu diesem Zeitpunkt stand Heringsdorf aufgrund einer gelb-roten Karte nach wiederholtem Foulspiel bereits nur noch mit zehn Leuten auf dem Rasen in Lammershagen. Der Favorit schlug per Freistoß durch Yannick Fischer (63.) und Nicolas Timpe (70.) zwar zurück, hat unterm Strich beim Kellerkind aber zwei Zähler liegenlassen, die so mit Sicherheit nicht eingeplant waren. Auch die elfminütige Nachspielzeit konnte man nicht mehr nutzen, um den Spieß noch komplett umzudrehen.
Karsten Jark zum Spiel: "Auf einem schwer zu bespielenden Platz hat Selent natürlich die Initiative übernommen. Sie sind für mich an einem guten Tag fußballerisch eigentlich noch immer die stärkste Mannschaft der Liga. Wir haben kämpferisch gut gegengehalten und bekommen dann den Handelfmeter zum 1:0. Bis zur Pause kann ich mich an keine klare Chance für Selent erinnern. Die gelb-rote Karte kann man so geben, falls es denn ein Foul war, was ich nicht richtig sehen konnte. Schon am Mittwoch spielen wir jetzt gegen Schwartbuck und wollen da drei Punkte einfahren."
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