Nachrüsten, ausmisten, ersetzten – oder die letzte Chance, eine Ablösesumme zu kassieren. Die Gründe für Wintertransfers sind unterschiedlich, häufig haben Wechsel im Januar allerdings einen gewissen Notfall-Stempel und es herrscht zudem meist der Grund-Tenor, dass Spieler, die zur Saisonhälfte wechseln eher selten einschlagen. Stars wie Erling Haaland in Dortmund oder Virgil van Dijk in Liverpool widerlegen diese These allerdings.
Ab dem 1. Januar ist das Transferfenster in Europa wieder geöffnet (genaue Übersicht s. u.) und die Gerüchteküche brodelt schon seit Wochen gewaltig. Vor allem die jüngst beendet Winter-Weltmeisterschaft in Katar ist ein neuer, unbekannter und einmaliger Faktor, der das "kleine" Transferfenster beeinflusst wie sonst nie. Mit Cody Gakpo schoss sich der erste WM-Shootingstar schon zu einem Winter-Wechsel. Der FC Liverpool schnappte sich den Angreifer der PSV Eindhoven, der sich in Katar mit drei Toren in fünf Spielen ins Rampenlicht gespielt hatte.
In der Bundesliga, die sich in den vergangen Jahren auch coronabedingt im Winter auf dem Transfermarkt eher zurückgehalten hatte, ist nach jetzigem Stand die spannendste Frage, wer die Lücke im Tor des FC Bayern schließt, die nach dem Ski-Unfall von Manuel Neuer entstanden ist. Dabei hatte Sportvorstand Hasan Salihamidzic eigentlich Transfers im Januar kategorisch ausgeschlossen, ist nun jedoch zum Handeln gezwungen. Der nach Monaco verliehene Alexander Nübel winkte zuletzt eher ab, sodass Yann Sommer in den Fokus rückte. Die langjährige Nummer eins von Borussia Mönchengladbach war schon vor der Neuer-Verletzung ein Kandidat für einen Winter-Wechsel, weil der Vertrag des Schweizers im Sommer ausläuft.
Außerhalb Deutschlands könnte der FC Chelsea den ein oder anderen neuen Spieler holen. Der neue Besitzer Todd Boehly hatte mit der Trennung von Trainer Thomas Tuchel kurz nach Übernahme des Klubs bereits angedeutet, dass er ein Freund schneller Entscheidungen und kurzfristiger Veränderungen ist. Nach dem Austausch der sportlichen Führung und der Ankunft des neuen Technischen Direktors Christopher Vivell von RB Leipzig dürfte die Umstrukturierung des Kaders folgen - und wohl schon im Winter beginnen: Eine Spur führt zu Enzo Fernandez. Der 21-Jährige gewann mit Argentinien die WM und wurde zum besten jungen Spieler des Turniers ernannt. Eine Verpflichtung des Mittelfeldspielers wäre allerdings nicht günstig. Medien berichten von einer 120 Millionen Euro teuren Ausstiegsklausel in seinem Vertrag bei Benfica Lissabon.
Erwartet wird zudem ein Transfer-Poker um einige WM-Protagonisten von Überraschungsmannschaft Marokko. Vor allem diejenigen, die bislang noch nicht bei den Top-Klubs Europas unter Vertrag stehen. "Ich denke zum Beispiel an Sofyan Amrabat von der AC Florenz oder Azzedine Ounahi vom französischen Tabellenletzten SCO Angers", schrieb zum Beispiel SPORTBUZZER-Kolumnist Michael Rummenigge in seinem Ausblick auf das Fußball-Jahr 2023.
Weitere ganz große internationale Transfers, die im Winter generell seltener sind, deuten sich derzeit jedoch noch nicht an. Ein Grund, weshalb die Gerüchteküche bislang nicht so sehr brodelt, wie in den Vorjahren, dürfte die WM-Pause sein. Die Saison ist in den europäischen Ligen noch nicht so weit fortgeschritten wie sonst bei Transferstart. Daher ist es nicht auszuschließen, dass die Klubs, die bislang hinter ihren sportlichen Ambitionen hinterherlaufen, erst abwarten, wie die ersten Spiele nach Wiederbeginn laufen, um dann in der zweiten Januarhälfte nochmal nachzubessern. Zeit dazu ist in den meisten Ligen Europas bis zum 31. Januar - in einigen Ländern sogar noch etwas länger.
Wie lang sind die Winter-Transferfenster in Europa geöffnet?
Deutschland: 1.1. bis 31.1.
England: 1.1. bis 31.1.
Frankreich: 1.1. bis 31.1.
Spanien: 2.1. bis 31.1.
Italien: 2.1. bis 31.1.
Niederlande: 3.1. bis 31.1.
Portugal: 3.1. bis 2.2.
Österreich: 7.1. bis 6.2.
Schweiz: 16.1. bis 15.2.
Türkei: 12.1. bis 8.2.
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