Niels Schlotterbeck tippt so, wie er immer tippt, wenn seine beiden Bundesliga-Neffen aufeinandertreffen, Unentschieden also. „1:1 geht’s aus, jeder schießt ein Tor“, sagt der Onkel von Keven (23) und Nico Schlotterbeck (21) vor dem Bundesliga-Duell zwischen dem SC Freiburg und Union Berlin.
Damit könnte der 53-Jährige gut fahren, immerhin liegen beide Mannschaften in der Tabelle fast gleichauf, lediglich ein Punkt trennt den Achten Freiburg vom Neunten Union. Aber das Spiel der Tabellennachbarn an diesem Sonnabend, 15.30 Uhr, im Freiburger Schwarzwaldstadion zieht vor allem aus dem Schlotterbeck-Duell seinen Reiz. „Wenn es darauf ankommt, würde ich ihn umhauen“, hat der Jüngere, Unions Nico, vor dem Bruder-Treffen kundgetan.
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„Das ist typisch Nico“, kommentiert Niels Schlotterbeck die rhetorische Spitze aus dem Berliner Südosten. „Nico ist der impulsivere der beiden, Keven spielt mehr mit dem Kopf, er ist etwas bodenständiger.“ Der Onkel muss es wissen, beide Neffen kennt er in- und auswendig, der Kontakt ist noch immer eng. Vor der Saison riet er Nico, der mehrere Anfragen gehabt habe, zu einem Wechsel nach Berlin – „auch, weil Keven dort gute Spuren hinterlassen hat.“
23 Ligaspiele absolvierte Keven Schlotterbeck als Leihspieler in der vergangenen Saison für die Berliner, inzwischen kommt er auf 45 Erstligaeinsätze und hat seinen Onkel als Bundesligarekordspieler der Familie abgelöst. Niels Schlotterbeck stand lediglich 36 Mal in der höchsten deutschen Spielklasse für die Stuttgarter Kickers auf dem Feld, den Weg für seine Neffen hat er dafür ebenfalls bereitet. Beide trainierte er einst in seiner Fußballschule im Heimatort Weinstadt (nahe Stuttgart).
Mit dem Ergebnis ist er zufrieden. An Nico schätzt er vor allem dessen Dynamik, Athletik und Kopfballstärke – „und natürlich seinen linken Fuß“. Den habe Keven auch, „dazu eine absolute Ruhe am Ball.“ Und weil es nun mal nicht so viele Innenverteidiger mit den Attributen der Schlotterbecks in Deutschland gebe, traut der Onkel seinen Neffen eine große Karriere zu. „Wenn sie so weitermachen wie bisher, Glück haben und in die richtige Mannschaft kommen, kann die Reise für beide noch weit gehen.“
Purer Zufall sei es, dass beide den linken ihren stärkeren Fuß nennen dürfen. Bei Niels Schlotterbeck und dessen Bruder Marc, Vater der beiden Bundesliga-Spieler, sei der rechte besser gewesen. In den Profizirkus schaffte es aber nur Niels Schlotterbeck, Marc wurde 18-jährig von einer Krankheit gestoppt. „Er war auch bei den Kickers in der Jugend und ein sehr guter Fußballer, musste dann aber drei Monate ins Krankenhaus – das war es mit der Fußballkarriere.“



Nun schreibt der Nachwuchs die Schlotterbeck-Story fort, wenngleich die Saison für beide schleppend begann. Der eine, Nico, verletzte sich früh, der andere, Keven, kam verletzungsbedingt mit Rückstand in Freiburg an. Zuletzt fehlte er dem SC angeschlagen, sein Einsatz gegen Union ist daher fraglich.
Auch Nico Schlotterbeck muss sich seinen Platz in der Berliner Abwehr nach abgesessener Gelb-Rot-Sperre neu erkämpfen. Ob es für beide reicht, wird Niels Schlotterbeck vorm heimischen TV verfolgen, „ich drücke beiden die Daumen“, sagt er. Wie ein guter Onkel eben.
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