20. Januar 2023 / 19:02 Uhr

Von Wagner bis Mané: Die Transfer-Bilanz von Hasan Salihamidzic beim FC Bayern

Von Wagner bis Mané: Die Transfer-Bilanz von Hasan Salihamidzic beim FC Bayern

Timon Zöfelt
RedaktionsNetzwerk Deutschland
Hasan Salihamidzic ist seit 2020 Sportvorstand des FC Bayern München.
Hasan Salihamidzic ist seit 2020 Sportvorstand des FC Bayern München. © IMAGO/ULMER Pressebildagentur (Montage)
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Der FC Bayern München verstärkt sich im Winter-Transferfenster mit Verteidiger Daley Blind und Torhüter Yann Sommer punktuell. Es sind die nächsten Mosaiksteinchen in der Kaderplanung von Sportvorstand Hasan Salihamidzic. Der SPORTBUZZER blickt auf die bisherige Transfer-Bilanz des 46-Jährigen.

Vor dem Bundesliga-Restart gegen RB Leipzig am Freitagabend schlug der FC Bayern in der Winter-Transferphase zweimal auf dem Markt zu. Daley Blind verstärkt die FCB-Defensive, zudem präsentierte der deutsche Rekordmeister nach zähem Ringen in Yann Sommer die Wunschlösung auf der Torhüterposition – und damit einen Ersatz für den mindestens bis zum Saisonende fehlenden Stammkeeper Manuel Neuer. Die beiden Verpflichtungen sind die nächsten sowohl wirtschaftlich als auch sportlich sinnvoll erscheinenden Top-Deals des einst gescholtenen und inzwischen zum FCB-Sportvorstand beförderten Hasan Salihamidzic. Der SPORTBUZZER, das Sportportal des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND), blickt auf die Transfer-Bilanz des 46-Jährigen seit seiner Einstellung als Sportdirektor im Sommer 2017.

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Durchaus kritisch wurde der Bosnier beäugt, als er seinen Posten bei den Münchenern antrat. Plötzlich im Scheinwerferlicht des internationalen Top-Fußballs, trat der ehemalige FCB-Profi in der Öffentlichkeit bisweilen unsouverän auf, wurde für seine Ambitionen, in die Fußstapfen von Manager-Legende Uli Hoeneß zu treten, nicht selten belächelt. Doch inzwischen hat sich das öffentliche Bild vom Bayern-Boss gewandelt – auch weil er aufkommende Kritik mit bemerkenswerten Deals konterte. Zugegebenermaßen: Mit den Verpflichtungen von Serge Gnabry (Werder Bremen), Niklas Süle, Sebastian Rudy (beide TSG Hoffenheim) und Corentin Tolisso (Olympique Lyon) zur Saison 2017/18 dürfte der Bosnier noch recht wenig zu tun gehabt haben.

In der darauffolgenden Winterpause nahm "Brazzo" dann aber erstmals Geld in die Hand, Sandro Wagner kam aus Hoffenheim für die Rolle als Backup von Torjäger Robert Lewandowski – Kostenpunkt: 13 Millionen Euro. Zwar hinterließ der wuchtige Angreifer vor seinem im Januar 2019 folgenden Abgang keinen bleibenden Eindruck, dies taten dafür weitere FCB-Transfers. So sind etwa die Verpflichtungen von Alphonso Davies (14 Millionen Euro, Vancouver Whitecaps) und Leon Goretzka (ablösefrei, Schalke 04) auf das Wirken Salihamidzic' zurückzuführen. Beide sind bis heute Leistungsträger im Star-Ensemble des Rekordmeisters – Letzterer war zudem einer von acht Stars, die den FCB in der Salihamidzic-Amtszeit zum Nulltarif verstärkten.

Salihamidzic schlägt acht Mal zum Nulltarif zu

Neben Goretzka zahlten die Münchener für Alexander Nübel (Schalke 04), Tanguy Nianzou, Eric Maxim Choupo-Moting (beide PSG), Omar Richards (FC Reading), Sven Ulreich (Hamburger SV), Noussair Mazraoui (Ajax Amsterdam) und nun Blind keine Ablöse, fuhren den aufgrund der Corona-Krise dringend benötigten Sparkurs. Allerdings leistete sich Salihamidzic auch einige Fehlgriffe. Transfers von Flops wie Marc Roca (Espanyol Barcelona), Bouna Sarr (Olympique Marseille) oder Alvaro Odriozola (Real Madrid) brachten dem heute 46-Jährigen Gegenwind ein. Mit dem einstigen Bayern-Cheftrainer Hansi Flick soll es sogar zum Vertrauensbruch gekommen sein – offenbar wegen unterschiedlicher Ansichten in der Transfer-Politik.

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Das Ende vom Lied: Trainer und Klub gingen im Sommer 2021 getrennte Wege, der akribisch arbeitende und sich stetig entwickelnde Salihamidzic blieb. Flick wurde Bundestrainer, der FCB um "Brazzo" lotste Julian Nagelsmann von Bundesliga-Konkurrent RB Leipzig an die Säbener Straße und setzte seinen eingeschlagenen Weg fort. Seine bisherige Bilanz in Zahlen: Insgesamt 29 Spieler überzeugte Salihamidzic von einem Engagement in München, demgegenüber stehen 28 feste Abgänge. In seinen fünfeinhalb Jahren im Amt gab er seit der Winter-Transferphase 2017/18 rund 141 Millionen Euro mehr aus, als er durch Ablösen einnahm. Zum Vergleich: Die Konkurrenz aus der internationalen Elite wie etwa der FC Barcelona (361 Mio.), Manchester City (313 Mio.) oder Paris Saint-Germain (339 Mio.), mit denen sich der FCB auf größtmöglicher Bühne misst, griffen in dieser Zeit weitaus tiefer in die Tasche.

Besonders im vergangenen Transfer-Sommer ließ Salihamidzic aufhorchen, generierte bestärkt durch seine eigene Vertragsverlängerung bis 2026 mit Erlösen jenseits der 100-Millionen-Marke einen Rekordwert in der Münchener Vereinshistorie. Für Spieler aus der zweiten Reihe wie Roca (12 Mio.), Omar Richards (8,5 Mio.) und Nianzou (16 Mio.) handelte er beachtliche Summen aus, holte allen voran mit Sadio Mané (32 Mio., FC Liverpool), auch aber mit Matthijs de Ligt (67 Mio., Juventus Turin) oder Ryan Gravenberch (18,5 Mio., Ajax) im Gegenzug große Namen zu den Bayern. Übrigens: Auch den Bundesliga-Rekordtransfer von Lucas Hernandez (80 Mio., Atlético Madrid) tütete der aktuelle Bayern-Boss 2019 ein.

Eine herbe Niederlage kassierte Salihamidzic indes im Werben um den Verbleib von Top-Torjäger Lewandowski, der nach langem Hin und Her mit seinem Transfer zum FC Barcelona immerhin noch 45 Millionen Euro in die Kassen spülte. Wie schon in den Jahren zuvor bei Thiago (22 Mio., Liverpool) oder David Alaba (ablösefrei, Real Madrid) war der Abgang jedoch gleichbedeutend mit dem Verlust von langjähriger und verdienter Klub-Prominenz. Im Winter legte Salihamidzic nun noch einmal punktuell nach, bewies beim ablösefreien Transfer von Blind und der Sommer-Verpflichtung (8,5 Mio. plus Boni) auf den ersten Blick einmal mehr Augenmaß. Ob sich das am Ende auch sportlich auszahlt, bleibt abzuwarten.

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