120 Minuten, davon 60 Minuten, über die VfL-Trainer Oliver Glasner sicher noch mal intensiver sprechen wird: Fußball-Bundesligist VfL Wolfsburg spielt im letzten Test in Anif bei Salzburg gegen Aufsteiger Union Berlin 1:1. Vor allem das mangelnde Angriffspressing in den ersten 60 Minuten sorgte dafür, dass der VfL ohne Sieg die Heimreise am Samstagabend antreten musste. "Wir haben gesehen, was die Einstellung für Auswirkungen auf das Spiel haben kann. In den ersten 60 Minuten hatte ich das Gefühl, dass einige dachten: Endlich geht’s danach wieder ab nach Hause. Da waren wir mit den Gedanken im Flieger. In den zweiten 60 Minuten waren wir dann mit den Gedanken auf dem Platz", monierte VfL-Trainer Oliver Glasner nach dem Testspiel.
Die Wolfsburger starteten erneut mit Josuha Guilavogui und John Anthony Brooks in der Dreierkette der Abwehr, Marcel Tisserand kam erstmals unter Trainer Oliver Glasner zum Einsatz. Davor spielten Xaver Schlager und Yannick Gerhardt in der Zentrale, Jerome Roussillon und William durften auf den Außenverteidiger-Positionen beginnen. In der Offensive starteten Renato Steffen, Wout Weghorst und Josip Brekalo.
Die Bilder zum Testspiel zwischen dem VfL Wolfsburg und Union Berlin:
Wölfen fehlt im ersten Viertel die Präsenz
In den ersten 30 Minuten des Spiels blieb der VfL ohne eine echte Torchance. Die Berliner trafen bereits nach zwei Minuten durch Sebastian Andersson, der einen Freistoß von Christopher Trimmel im Strafraum zur Führung verwertete. Zuvor hatte Josip Brekalo den Ball an der Mittellinie verloren und somit einen Freistoß provoziert. Insgesamt waren die VfL-Profis im ersten Viertel oft nicht präsent genug - zu viele Fehlpässe und ein oftmals langsamer Spielaufbau verhinderten den offensiven Angriffsfußball, den sich Glasner wünscht. Neuzugang Xaver Schlager machte seine Sache ordentlich, brachte viele Bälle an seine Mitspieler und suchte die Pässe in die Tiefe.
Union agiert mit Kampfgeist und Leidenschaft
In den folgenden 30 Minuten versuchten die Wolfsburger immerhin, öfter den Gegner unter Druck zu setzen. Viele Ballgewinne sprangen dabei jedoch nicht heraus. Felix Uduokhai hatte nach einem Eckball in der 58. Minute per Kopfball die beste Chance des VfL, sein Versuch ging knapp am rechten Pfosten vorbei. Was in den ersten 60 Minuten bei Glasners Truppe vor allem fehlte, war die Freude am Angreifen und Pressen. "Ich hätte mir schon mehr erwartet. Die Spieler waren danach aber auch enttäuscht. Sie haben sich mit Sicherheit am meisten über sich selbst geärgert", resümierte Glasner. Der Aufsteiger aus Berlin agierte dagegen mit viel Kampfgeist und Leidenschaft.
Nachdem Glasner zur XXL-Halbzeit nach 60 Minuten achtmal durchwechselte, fand sein Team öfter den Weg Richtung gegnerisches Tor. Vor allem das Angriffspressing klappte etwas besser - das sah man auch in der 78. Minute, als die Wolfsburger einen Fehlpass erzwangen. Berlins Keven Schlotterbeck spielte einen Pass direkt in den Fuß von VfL-Offensivspieler Yunus Malli. Malli schaltete schnell, zog in die Mitte und steckte für Neuzugang Joao Victor durch, der unten rechts zum 1:1 traf. "Das war ein wunderbar erzieltes Tor", freute sich der VfL-Coach.



Gute Chancen, aber Wölfe können keinen mehr drauflegen
Admir Mehmedi tauchte in der 100. Minute vor dem Union-Tor auf, er konnte eine Flanke nicht kontrollieren. Eine Minute später köpfte Berlins Anthony Ujah am Tor vom eingewechselten Niklas Klinger vorbei - es war die beste Möglichkeit des Aufsteigers nach der Führung. Der VfL hatte danach weitere Chancen zum 2:1. Victor hatte die Möglichkeit auf seinen zweiten Treffer, sein Schuss in der 108. Minute wurde geblockt. Malli schoss sechs Minuten später aus 16 Metern knapp über das Tor, Felix Klaus scheiterte wenig später am Berliner Keeper und Kevin Mbabu setzte mit der letzten Chance einen Kopfball neben das Tor. "In den zweiten 60 Minuten habe ich sehr viele gute Aktionen nach vorn gesehen. Wir wollten mit aller Macht das Spiel drehen", lobte Glasner seine Spieler.
Die Wolfsburger bleiben damit auch im sechsten Testspiel der Vorbereitung ungeschlagen. Das Spiel gegen die Berliner hat allerdings aufgezeigt, dass das Team nur erfolgreich sein kann, wenn es die Marschroute von Glasner einhält.
Statistik
VfL (bis 60: Minute): Pervan - Tisserand (48. Knoche), Guilavogui, Brooks (31. Uduokhai) - William, Schlager, Gerhardt, Roussillon - Steffen, Weghorst, Brekalo
Berlin (bis 60. Minute): Gikiewicz - Trimmel, Rapp, Subotic (31. Parensen), Reichel - Schmiedebach, Gentner - Abdullahi, Andrich, Mees - Andersson
VfL (ab 61. Minute): Pervan - Knoche (106. Edwards), Bruma, Uduokhai - Mbabu, Rexhbecaj, Malli, Otavio - Klaus, Mehmedi, Victor
Berlin (ab 61. Minute): Nicolas - Bülter, Dietz, Schlotterbeck, Lenz - Prömel, Kade - Becker, Ingvartsen, Gogia - Ujah
Tore: 0:1 (2.) Andersson, 1:1 (78.) Victor
Schiedsrichter: A. Winkler
Zuschauer: 600
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