Leipzig. Nach dem französischen Gala-Auftritt von Vorbereiter Nordi Mukiele und Vollstrecker Christopher Nkunku steht Domenico Tedesco vor kniffligen Denk-Aufgaben. „Ich möchte, dass es für mich ganz viele schwere Entscheidungen gibt, weil es die Jungs gut machen“, sagte der Trainer von RB Leipzig vor den beiden Endspielwochen. Nach dem 4:0 gegen den FC Augsburg entscheidet sich in zwei Partien, ob die Saison für Leipzig in Euphorie oder Ernüchterung endet. Im Bundesliga-Finale kann der Vizemeister beim aktuellen Tabellenvorletzten Bielefeld aus eigener Kraft die Champions League buchen und eine Woche später im Pokalfinale gegen den Freiburg im dritten Anlauf den ersten großen Titel holen.
„Nordi ist ein Spieler von uns“
Bis dahin hofft Tedesco auf weitere Leistungsexplosionen. So wie am Sonntagabend bei Mukiele, der mit breitem Grinsen und Jubelfaust ein Sieger-Selfie knipste. Der Außenverteidiger legte zweimal für Zauberfuß Nkunku (48. und 57. min) auf, der seine Bundesliga-Treffer 19 und 20 markierte. Zuvor hatte André Silva (40. min) RB in Führung gebracht, ehe Emil Forsberg (64. min) per Foulelfmeter den Endstand markierte. Den Strafstoß holte ebenfalls Mukiele raus.
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Der Frage, ob man Mukiele unbedingt halten müsse, wich Tedesco eher schmallippig aus. „Nordi ist ein Spieler von uns, wir sind froh, dass wir ihn haben. Er wechselt sich oft mit Benni (Henrichs) ab, da haben wir zwei unterschiedliche Typen auf der Position“, sagte Tedesco. RB hängt daher im Mukiele-Dilemma. Der Vertrag des 24-Jährigen, der 2018 für 16 Millionen Euro aus Montpellier kam, läuft am 30. Juni 2023 aus. Daher muss Leipzig in diesem Sommer verlängern oder verkaufen. Der unter Tedesco nur selten spielende Rechtsverteidiger zeigte sich zuletzt wenig gesprächsbereit, ein Abgang gilt als wahrscheinlich.
Um für seine Leistungsträger attraktiv zu bleiben, braucht Leipzig die Königsklasse. Das gilt für Abräumer Konrad Laimer, der immer wieder mit dem Rekordmeister aus München in Verbindung gebracht wird. Auch sein Vertrag läuft im Sommer 2023 aus. Der 24-Jährige will sich erst nach Saisonende äußern. Bayern-Trainer Julian Nagelsmann schätzt den zweikampfstarken Mittelfeldspieler und könnte nach Dayot Upamecano und Marcel Sabitzer den dritten RB-Profi an die Säbener Straße locken. Laut Medienberichten will RB Laimer auf jeden Fall halten und Laimer notfalls ein Jahr später ablösefrei ziehen lassen – was allerdings konträr zur Philosophie von Clubboss Oliver Mintzlaff stünde.
Nkunku soll in Leipzig bleiben
Eine immer wieder gespielte Personalie ist die von Nkunku. Zwar hat der französische Nationalspieler noch einen Vertrag bis 2024, der Drang auf einen Wechsel soll aber wöchentlich größer werden. Nach seiner grandiosen Saison, in der er bis jetzt wettbewerbsübergreifend 50 direkte Torbeteiligungen hatte – von den Spielern aus Europas Top-5-Ligen gelangen nur Karim Benzema (57), Robert Lewandowski (55) und Kylian Mbappe (54) mehr – ist der 24-Jährige heiß umworben.
Sein Berater Pini Zahavi verhandelte bereits mit den RB-Verantwortlichen. Die Leipziger wollen den Torgaranten unbedingt halten. Das wäre mit einer deutlichen Aufstockung seines Gehaltes, einer Verlängerung seines Vertrages und einer festgeschriebenen Ablösesumme im Bereich nördlich von 60 Millionen Euro denkbar. So wie es RB 2019 bei Timo Werner aushandelte, der dann ein Jahr später zum FC Chelsea wechselte. Mintzlaff betonte am Wochenende erneut, dass Nkunku in der kommenden Saison in Leipzig spielen werde.



Unbestritten dürfte sein, dass Leipzig hochkarätige Abgänge nur mit der Champions League verhindert kann. Ein erster Titel mit dem Pokalsieg wäre außerdem hilfreich. „Wir haben die Europa League fix gemacht, auch das ist nicht selbstverständlich nach dem Start. In Bielefeld wollen wir jetzt den Deckel draufmachen für den nächsthöheren Wettbewerb“, sagte Tedesco. In Bielefeld genügt schon ein Punkt, um als Vierter den Verfolger aus Freiburg auf Distanz zu halten.
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